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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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240 Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit<br />

Mit den vielen neuen, befristeten und unsicheren Arbeitsverhältnissen ist die<br />

ursprüngliche Idee, der Arbeitslosigkeit durch eine Verkürzung der Arbeitszeit<br />

bei vollem Lohnausgleich zu begegnen, um so das tendenziell sinkende Arbeitszeitvolumen<br />

auf mehr Beschäftigte aufzuteilen, völlig auf den Kopf gestellt worden.<br />

Denn was alle diese Beschäftigungsverhältnisse neben dem fast immer niedrigen<br />

Stundenlohn gemeinsam auszeichnet, ist eine Wochen- oder Jahresarbeitszeit,<br />

die deutlich unter der einer Normalarbeitszeit liegt, nach der sich Arbeitslosigkeit<br />

eigentlich bemessen sollte. An die Stelle der Arbeitszeitverkürzung mit<br />

vollem Lohnausgleich ist eine Arbeitszeitverkürzung zu niedrigeren Stundenlöhnen<br />

getreten. Das heißt, die Löhne sinken überproportional im Verhältnis zur<br />

verkürzten Arbeitszeit.<br />

Erklärungsversuche<br />

Vollbeschäftigung ist immer die Ausnahme und nicht die Regel im Kapitalismus<br />

gewesen, weil der ständige Konkurrenzkampf um Marktanteile die Unternehmen<br />

zu einer immer weiteren Steigerung der Produktivität und damit einer Verdichtung<br />

der Arbeitsleistungen treibt und weil Krisen im Kapitalismus unvermeidlich<br />

sind.<br />

Beides führt auf der einen Seite zu Entlassungen, wenn der Absatz nicht oder<br />

nur wenig steigt, während es für die verbleibenden Arbeitskräfte gleichzeitig<br />

einen erhöhten Leistungsdruck bedeutet. Gleichzeitig geht von der steigenden<br />

Zahl der Arbeitslosen, die Karl Marx als industrielle Reservearmee bezeichnet<br />

hat, eine disziplinierende Wirkung aus, ein schon vor 140 Jahren von ihm beschriebenes<br />

Phänomen:<br />

Die Überarbeit des beschäftigten Teils der Arbeiterklasse schwellt die Reihen ihrer<br />

Reserve, während umgekehrt der vermehrte Druck, den die letztere durch ihre Konkurrenz<br />

auf die erste ausübt, diese zur Überarbeit und Unterwerfung unter die Diktate<br />

des Kapitals zwingt. 6<br />

Die Senkung der Lohnkosten durch Entlassungen in Verbindung mit Entlohnung<br />

unter Tarif und Verdichtung des Arbeitsprozesses sind die entscheidenden<br />

Instrumente im Konkurrenzkampf. Angebot und Nachfrage sind im Kapitalismus<br />

nicht synchronisiert, auch wenn immer wieder behauptet wird, dass der<br />

Markt das beste Steuerungsinstrument sei. Dort wird nur der Kampf der Unternehmen<br />

um Marktanteile ausgetragen, der bei geringen Zuwachsraten und steigender<br />

Produktivität zur Verdrängung der schwächeren Konkurrenz führt. In<br />

Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs sinkt die Konkurrenz, und auch Betrie-<br />

6<br />

Karl Marx, »Das Kapital – Kritik der politischen Ökonomie«, Erster Band, Hamburg 1867, Ausgabe:<br />

MEW Bd. 23, Berlin 1962, S. 665.

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