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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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126 Die Arbeiterklasse heute<br />

die Zahl der hier Beschäftigten auf 14,4 Millionen. 15 Daher wäre es verfehlt von<br />

einer allgemeinen Krise der industriellen Großproduktion auszugehen.<br />

Gerade im verarbeitenden Gewerbe haben 2009 55,9 Prozent der Beschäftigten<br />

in Unternehmen mit 250 Beschäftigten oder mehr gearbeitet. Das sind etwa<br />

3,7 Mio. Erwerbstätige. In diesen Unternehmen fand 67,6 Prozent der Wertschöpfung<br />

des gesamten Wirtschaftsbereiches statt.<br />

Das von Marx beobachtete Gesetz der Konzentration und Zentralisation wirkt<br />

fort und wird solange anhalten, wie es Konkurrenz zwischen unabhängigen Kapitalisten<br />

gibt, und dieser Zwang wird auch vor den neu entstandenen Dienstleistungszweigen<br />

nicht haltmachen, so wenig wie er vor der Landwirtschaft haltgemacht<br />

hat, die jahrzehntelang als Domäne des Kleinbetriebs galt.<br />

Oft wird der Arbeiter mit der Arbeiterschaft im produzierenden Gewerbe (sekundärer<br />

Sektor) und der Angestellte mit dem Dienstleistungssektor (tertiärer<br />

Sektor) gleichgesetzt. Daraus wird dann geschlossen, dass das Wachstum der<br />

Dienstleistungsbeschäftigung im Vergleich zu den Beschäftigten im industriellen<br />

Sektor einen Rückgang der Arbeiterklasse anzeige. Aber diese Gleichsetzung ist<br />

falsch.<br />

Einige der Dienstleistungsbranchen beschäftigen überwiegend Arbeiter. So<br />

z. B. die Müllabfuhr, Reinigungsdienste, Hafenbetriebe, Fuhrparks, Speditionen<br />

usw. Sie gehören alle zum »tertiären Sektor«, in dem 2012 30,7 Millionen. Erwerbstätige<br />

gezählt wurden. In allen diesen Bereichen besteht ein hoher Anteil<br />

der Beschäftigten aus »traditionellen« Arbeitern.<br />

Offizielle Statistiken weisen für 2010 etwa 8 Millionen Arbeiter in ganz<br />

Deutschland aus, das waren etwa ein Viertel aller Erwerbstätigen, einschließlich<br />

der Selbstständigen. Zwar ist ihre Zahl seit Mitte der 1970er Jahre zurückgegangen,<br />

und ihr relatives Gewicht hat schon seit Beginn der 1930er Jahre abgenommen.<br />

1925 waren 46 Prozent oder 14,7 Millionen aller Erwerbstätigen Arbeiter,<br />

1882 waren es sogar 57 Prozent (9,6 Millionen) gewesen.<br />

Der Rückzug der Arbeiter erscheint dennoch im Langzeitvergleich viel weniger<br />

spektakulär, als es viele Sozialwissenschaftler glauben machen wollen, die in Anschluss<br />

an Gorz vom Verschwinden der traditionellen Arbeiterklasse sprechen.<br />

Deshalb kann auch von einer »Auflösung« des traditionellen gewerkschaftlichen<br />

Arbeitermilieus keine Rede sein. Auch beim Wahlverhalten gibt es nach wie vor<br />

eine klare Tendenz des gewerkschaftlichen Facharbeitermilieus. So wählten bis<br />

2005 mehr als 50 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder die SPD. Deren Anteil<br />

ist zwar 2009 massiv eingebrochen, das lag aber nicht an dem Verschwinden die-<br />

15<br />

Statistisches Bundesamt 2011: Ausgewählte Ergebnisse für kleine und mittlere Unternehmen in<br />

Deutschland 2009 (https://www.destatis.de/DE/Publikationen/WirtschaftStatistik/UnternehmenGewerbeanzeigen/KMUDeutschland2009122011.pdf?__blob=publicationFile)<br />

10.04.<strong>2013</strong>

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