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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Globalisierungsmythen und die »New Economy« 141<br />

und eine »transnationale kollektive Antwort« zur einzig sinnvollen Option. 8 Derweil<br />

verlange der diffuser gewordene Kapitalismus nach »neuen strategischen<br />

Fantasien« 9 , die über den Arbeitsplatz hinausgreifen und sich Gemeinde- und<br />

Identitätspolitik öffnen oder mit letzteren zumindest Bündnisse schließen, um so<br />

eine soziale Bewegung oder über die Gewerkschaft hinausgreifende Solidarnetzwerke<br />

(»community unionism«) zu gründen. 10 Der vorliegende Aufsatz bestreitet<br />

die Notwendigkeit einer solchen radikalen Neuorientierung und beleuchtet dazu<br />

die Behauptung von Kapitalmobilität und Standortwechsel und deren Einfluss<br />

auf staatliche Handlungsspielräume, Unternehmensrestrukturierungen und Veränderungen<br />

der Arbeitsorganisation.<br />

Grenzen des Standortswechsels<br />

Für viele bedeutet Globalisierung die »manische Logik« eines »Wettrennens nach<br />

unten« von Firmen auf der Suche nach immer billigeren Arbeitskräften. 11 Firmen<br />

»hüpfen und springen« 12 dorthin, wo sie kostengünstigere Arbeitsmärkte finden,<br />

und vernichten reihenweise Jobs in den reichen Ländern. John Holloway drückte<br />

es in einem wichtigen Aufsatz 1995 mit den einprägsamen Worten aus: »Kapital<br />

bewegt sich«. 13 Es liege in seiner Natur, sich zu bewegen – innerhalb von Grenzen<br />

und über sie hinaus. Im Gegensatz zu früheren Gesellschaftssystemen wie<br />

dem Feudalismus sei wirtschaftliche Aktivität nicht mehr ortsgebunden. Dieser<br />

Umstand soll nun durch jüngste Veränderungen eine weitere Dimension erhalten<br />

haben, die die Arbeiterbewegung mit neuen Problemen konfrontiere. 14 Im Extremfall<br />

wird die Wirtschaft als vollkommen »schwerelos« erachtet. Physische<br />

Güter könnten dank der Einführung neuer Transportmittel leichter bewegt werden,<br />

überhaupt wird die Wirtschaft insgesamt weniger »physisch«, und immaterielle<br />

Güter, wozu vor allem Finanzen zählen, bewegten sich vollkommen mühelos<br />

über den Globus. Die Leichtigkeit, mit der materielle Güter bewegt werden, und<br />

der Rückgang der materiellen Wirtschaft werden hier allerdings grob überzeichnet.<br />

15 Wichtiger noch ist, dass der Kapitalismus eine soziale Beziehung ist, die<br />

sich nicht auf physische Dinge reduzieren lässt, so dass Veränderungen in seiner<br />

Mobilität sich nicht aus der physischen Gestalt von Waren herleiten lassen. 16 Da-<br />

8<br />

Tilly, 1995; Mazur, 2000; Radice, 1999.<br />

9<br />

Hyman, 1999.<br />

10<br />

Waterman, 1999; Wills, 2001; Wills und Simms, 2003.<br />

11<br />

Greider, 1997.<br />

12<br />

A Glassman, zitiert in Reich, 1991, S. 121.<br />

13<br />

Holloway, 1995.<br />

14<br />

Ross, 2000.<br />

15<br />

Huws, 1999.<br />

16<br />

Holloway, 1994 und 1995; Fine, 2004; Dunn, 2004.

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