MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013
MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013
MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
200 Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse<br />
duktion wird wiederum durch die sexistische Ideologie gerechtfertigt. Mit dieser<br />
Reziprozität im Hinterkopf scheint es auch nicht verwunderlich, dass sexuelle<br />
Belästigungen am Arbeitsplatz in Zeiten von ökonomischen Krisen zunehmen,<br />
wie die Internationale Arbeitsorganisation ILO darlegte. 20 Bereits existierende sexistische<br />
Vorstellungen breiten sich demnach weiter aus, wenn der ökonomische<br />
Druck steigt.<br />
Eben jene Diskriminierung von weiblicher Erwerbstätigkeit und die damit häufig<br />
verbundenen prekären Beschäftigungsformen stellen eine Basis des wirtschaftlichen<br />
Wachstums kapitalistischer Gesellschaften dar. Die existierenden<br />
Mechanismen müssen als Kalkül angesehen werden, erfüllen dadurch weibliche<br />
Erwerbstätige doch eine bedeutsame Funktion bezüglich Standortpolitik und im<br />
Unterbietungswettbewerb. Die Einbindung von Arbeiterinnen in den Markt<br />
macht Kostensenkungen bei gleichzeitigem Anstieg der Produktivität erst wirklich<br />
umsetzbar und möglich. Gleichzeitig wird damit verbunden die Konkurrenz<br />
gefördert und Solidarisierung zwischen Arbeitern und Arbeiterinnen verhindert.<br />
Während sich die Lebens- und Arbeitsstile in den professionalisierten Mittelschichten,<br />
trotz des Lohngefälles, in den letzten 50 Jahren angeglichen haben,<br />
sind die Ungleichheiten zwischen Frauen stetig gewachsen. Diese Erkenntnis<br />
griff auch die Zeitung The Guardian am 31.03.13 auf, als sie berichtete: »Laut Institute<br />
for Public Policy Research (IPPR) hat sich die durchschnittliche Einkommenslücke<br />
zwischen Männern und Frauen in den letzten 50 Jahren zwar verringert,<br />
die Lücke zwischen gut ausgebildeten und ungelernten Frauen ist dafür aber<br />
signifikant größer, als zwischen Männern beider Gruppen. 21<br />
Besonders deutlich wird dies eben im Bereich der Sorge- und Hausarbeit. Da<br />
diese immer noch vornehmlich »private« Angelegenheiten bleiben, ist vor allem<br />
die weibliche Arbeiterklasse einer Doppelbelastung von produktiver und reproduktiver<br />
Arbeit ausgesetzt. Frauen mit mittlerem und hohem Einkommen, die<br />
mit den gleichen strukturellen Gegebenheiten konfrontiert werden, greifen stattdessen<br />
auf das Mittel der Neuverteilung von Sorgearbeit zurück. Dies geschieht<br />
nun aber nicht, wie man annehmen könnte, zwischen den Geschlechtern, sondern<br />
passiert durch eine globale Versorgungskette zwischen Frauen verschiedener<br />
Klassen, Ethnien und Ländern.<br />
20<br />
Bericht des Generaldirektors der ILO: Gleichheit bei der Arbeit: Die andauernde Herausforderung.Gesamtbericht<br />
im Rahmen der Folgemaßnahmen zur Erklärung der IAO über grundlegende<br />
Prinzipien und Rechte bei der Arbeit, erstmals vorgelegt bei der Internationalen Arbeitskonferenz,<br />
Genf 2011.<br />
21<br />
Orginalzitat: »While the average gap between the earnings of men and women has narrowed in<br />
the last 50 years, differences between professional and unskilled women are significantly higher<br />
than those between the same groups of men, a report by the Institute for Public Policy Research<br />
(IPPR) has found«, erschienen in The Guardian vom 31.03.13, unter: http://m.guardian.co.uk/society/<strong>2013</strong>/mar/31/gender-pay-feminism-working-class,<br />
gesichtet am 01.04.13.