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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Gewerkschaften bei Marx und Engels 107<br />

dass sie »in einer einzigen großen Vereinigung gegen die herrschende Klasse« zusammengefasst<br />

blieben. Sie halten die modernen Industriearbeiter davon ab, »zu<br />

Mitleid heischenden, gedankenlosen, mehr oder weniger gut genährten Produktionsinstrumenten<br />

zu werden […] Um den Wert von Streiks und Koalitionen richtig<br />

zu würdigen, dürfen wir uns nicht durch die scheinbare Bedeutungslosigkeit<br />

ihrer ökonomischen Resultate täuschen lassen […]« Ohne den ständigen Kampf<br />

der Arbeiter gegen die Fabrikanten »würde die Arbeiterklasse Großbritanniens<br />

und ganz Europas eine niedergedrückte, charakterschwache, verbrauchte, unterwürfige<br />

Masse sein, deren Emanzipation aus eigener Kraft sich als ebenso unmöglich<br />

erweisen würde wie die der Sklaven des antiken Griechenlands und<br />

Roms.« 11<br />

Lohnkampf und Gewerkschaften als Teil des kapitalistischen<br />

Systems<br />

Im Zusammenhang mit der Lohnbewegung von 1853 ging Marx auch auf die<br />

rein ökonomische Seite des Lohnkampfes ein. Wissenschaftlich gesprochen hätten<br />

»die Arbeiter ihre eigene Methode vorgezogen [..], um das Verhältnis zwischen<br />

Nachfrage und Zufuhr [ihrer Arbeitskraft] zu untersuchen, anstatt den eigennützigen<br />

Versicherungen ihrer Unternehmer Glauben zu schenken[..] Unter<br />

gewissen Umständen gibt es für den Arbeiter keine andere Möglichkeit festzustellen,<br />

ob er nach dem wahren Marktwert seiner Arbeit bezahlt wird oder nicht,<br />

als in den Streik zu treten oder damit zu drohen […] Tatsache ist, dass die Arbeiter,<br />

wie gewöhnlich, zu spät merkten, dass der Wert ihrer Arbeit bereits vor vielen<br />

Monaten um 30 % gestiegen war.« 12<br />

Hier wird deutlich: Auch wenn die Gewerkschaften und der Lohnkampf wie<br />

eine »Kriegsschule« der Arbeiterklasse funktionieren, auch wenn die Ideologen<br />

des freien Marktes gegen gewerkschaftliche Kämpfe als einen organisierten Angriff<br />

auf die Eigentumsrechte der Unternehmer wettern, so stellen sie doch keinen<br />

Eingriff wider die Marktgesetze dar. Vielmehr stellen sie sicher, dass die<br />

Ware Arbeitskraft überhaupt erst entsprechend ihrem Wert entlohnt wird. Denn<br />

der einzelne Arbeiter kann den Kapitalisten nicht dazu zwingen, den Preis zu<br />

zahlen, den seine Arbeitskraft wert ist, da dieser die Konkurrenz der Arbeiter untereinander<br />

auf dem Arbeitsmarkt ausnutzt, um den Lohn fortwährend zu<br />

drücken, gegebenenfalls auch unter die Schwelle des physischen Existenzminimums.<br />

Diese Widersprüchlichkeit des gewerkschaftlichen Kampfes, der auf der<br />

einen Seite die allseitige, freie Konkurrenz aufhebt, und damit nach Engels »die<br />

ganze bestehende Einrichtung der Gesellschaft« an ihrem »wundesten Fleck an-<br />

11<br />

Marx, Tribune vom 14. Juli 1853, MEW, Bd. 9, S. 170.<br />

12<br />

Marx, Tribune vom 17. Oktober 1853, MEW, Bd. 9, S. 345.

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