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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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210 Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse<br />

dabei die von der neuen sozialdemokratisch geführten Regierung verfügten Demobilisierungsmaßnahmen.<br />

Damit wurden gezielt Frauen (insbesondere verheiratete)<br />

aus den Betrieben verdrängt, um den zurückkehrenden Soldaten einen Arbeitsplatz<br />

zu geben und damit Ruhe zu schaffen. 48 Der Beschäftigungsanteil der<br />

Frauen, der in Kriegszeiten bei 50 Prozent lag, sank nach Kriegsende auf 20 Prozent.<br />

49 So ging die Niederlage der Revolution Hand in Hand mit der Zurückweisung<br />

der Emanzipationsbestrebungen des weiblichen Teils der Arbeiterklasse.<br />

Oft wurden Frauen mit stillschweigender Billigung oder gar Unterstützung der<br />

Gewerkschaftsführungen und Betriebsräte aus den Arbeitsplätzen entfernt.<br />

1922 kritisierte ein Antrag linker Gewerkschafterinnen zur Frauenfrage auf<br />

dem Gewerkschaftstag diese Politik. Die Verfasser beklagten, in den letzten Jahren<br />

sei »für die Frauen absolut nichts getan worden«. Der Inhalt der gewerkschaftlichen<br />

Frauenzeitung habe nicht dazu beigetragen, dies zu ändern, denn<br />

hier seien seichte Artikel und Romane zu finden – oder Tipps zur Beseitigung<br />

von Hühneraugen. Der Antrag, der zugleich zahlreiche Maßnahmen zur Gewinnung<br />

von Frauen vorschlug, wurde von dem Vorsitzenden des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes<br />

Theodor Leipert abgekanzelt. Der Kongress solle »in Zukunft<br />

solche Entschließungen gar nicht zulassen« und es sei »bedauerlich«, dass<br />

»sich 50 Delegierte finden, die eine solche Sache unterstützen«. 50<br />

Die oppositionellen Strömungen innerhalb der Gewerkschaften, die sich stark<br />

im Metallarbeiterverband und der Textilarbeitergewerkschaft wiederfanden, waren<br />

eng verbunden mit der neu gegründeten Kommunistischen Partei. Die KPD<br />

hatte gegen den Verdrängung der Frauen aus den Betrieben mobil gemacht. Clara<br />

Zetkin geißelte auf dem Vereinigungsparteitag des linken Flügels der USPD<br />

mit der KPD im Dezember 1920 die Rolle der Frauen als industrielle Reservear-<br />

48<br />

Thönnessen, Werner: Frauenemanzipation – Politik und Literatur der Deutschen Sozialdemokratie<br />

zur Frauenbewegung 1863-1933, Frankfurt am Main 1969, S. 100f.<br />

Wie es in dem Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften hieß, sollte als<br />

oberster Grundsatz der Demobilmachung gelten, »daß den männlichen Arbeitskräften, vor allem<br />

den Kriegsteilnehmern eine ausreichende Zahl auskömmlicher Arbeitsplätze gesichert sein muß.<br />

Soweit es sich mit diesem Grundsatz verträgt, liegt eine Weiterverwertung der Arbeitskräfte der<br />

Frauen für Arbeiten, die ihrer Eigenart entsprechen und sie gesundheitlich nicht schädigen, im<br />

wirtschaftlichen Interesse«. Entlassungen sollten in folgender Reihe erfolgen; »a) nicht auf Erwerb<br />

angewiesene Frauen (z.B. solche, deren Ernährer wieder ausreichend verdient); b) Frauen,<br />

die in anderen Berufen (z.B. Landwirtschaft, häuslichen Berufen) sofort Arbeit finden können<br />

bzw. früher in ihnen tätig waren; c) ortsfremde ledige Frauen, sofern für Unterkunft auch nach<br />

der Entlassung, Rückführung in die Heimat und Versorgung dort gesorgt ist; d) Jugendliche […]<br />

Bei etwaiger Neueinstellung von Frauen, soweit sie nicht durch Arbeitsnachweise erfolgt, müssen<br />

im Interesse des Arbeitsmarktes die oben genannten Kategorien in letzter Linie berücksichtigt<br />

werden.« (Losseff-Tillmanns, Frauenemanzipation, S. 216).<br />

49<br />

Losseff-Tillmanns, Frauenemanzipation und Gewerkschaften, S. 182.<br />

50<br />

Losseff-Tillmanns, Frau und Gewerkschaft, S. 97–99.

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