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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Der aufhaltsame Abstieg 25<br />

sigkeit. Die Krise wurde so kurzfristig nach außen verlagert, gelöst wurde sie<br />

nicht.<br />

Die Kritik Berthold Hubers an der Lohnpolitik der spanischen Gewerkschaften<br />

zeigt, dass er und wohl die Führung der IG Metall und anderer Gewerkschaften<br />

sich sehr bewusst sind, dass die Exporterfolge der deutschen Industrie mit<br />

Lohnverzicht und Niedriglöhnen »bezahlt« wurden. Hubers Kritik läuft darauf<br />

hinaus, dass die Eurokrise durch die Verallgemeinerung des deutschen Modells<br />

überwunden werden soll. Hartz IV und Niedriglohnsektor, Deregulierung der<br />

Arbeitsmärkte zur Senkung der Lohnkosten und Steigerung der Ausbeutungsraten<br />

– das ist auch die Linie, die Kanzlerin Merkel gerade in Zypern durchgesetzt<br />

hat. Der »Export« des Modells funktioniert aber nicht. Ganz Südeuropa, England<br />

und Frankreich befindet sich in der Dauerrezession mit steigender Jugendarbeitslosigkeit<br />

und sozialer Verelendung von Millionen Beschäftigten. Der angeblich<br />

funktionierende Krisenkorporatismus hat nicht zur Überwindung der<br />

Krise von 2008/2009 geführt. Die Erholung der Konjunktur, die verbesserte<br />

Auftragslage sind alleine der erfolgreichen Exportoffensive geschuldet.<br />

Doch die Krise ist durch die Flutung der Finanzmärkte mit billigen Staatskrediten<br />

nicht überwunden. Der von Merkel verordnete Austeritätspakt hat die Eurokrise<br />

nicht entschärft, sie ist eine tickende Zeitbombe. Und Daimler-Arbeiter<br />

sollten sich nicht gegen Daimler-Arbeiter ausspielen lassen, Opel-Arbeiter nicht<br />

gegen Opel-Arbeiter, aber auch nicht deutsche VW-Arbeiter gegen spanische<br />

Seat-Arbeiter. Es ist höchste Zeit, dass sich deutsche Gewerkschafter an die antikapitalistische<br />

Tradition ihrer eigenen Organisation in der Nachkriegszeit erinnern<br />

und das Prinzip von Klassensolidarität wiederentdecken, das sie einmal<br />

stark gemacht hat und ohne das sie auf Dauer nicht überleben können.<br />

Verpasste Chancen und Alternativen heute<br />

Wir wollen nicht leugnen, dass die Rückkehr der Krisen des Kapitalismus mit<br />

Massenarbeitslosigkeit und weltweiten sozialen und politischen Krisen die Bedingungen<br />

für den »Guerrila-Krieg gegen die Übergriffe der Kapitalisten« (Marx)<br />

grundlegend verändert hat im Vergleich zu den »goldenen« Zeiten des »Wirtschaftswunders«,<br />

aber auch gegenüber der Zwischenzeit der Schmidt- und Kohlregierung,<br />

in denen Krisen und Wachstumsphasen einander abgelöst hatten. Die<br />

Maßstäbe für Erfolg und Scheitern der Gewerkschaftsbewegung haben dem<br />

Rechnung zu tragen. »Korporatismus«, das heißt die Ideen und die Praxis einer<br />

sozialpartnerschaftlichen Richtung in den Gewerkschaften gab es auch schon vor<br />

der Krise, in den Zeiten des langen Aufschwungs. Allerdings ist die Bilanz des jeweiligen<br />

Tauschgeschäfts eine gänzlich andere.

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