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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Zu Theorie, Geschichte und Funktion des Rassismus 323<br />

fasst nicht nur manifeste Formen der Unterdrückung und Diskriminierung, sondern<br />

muss auch dort kritisiert und bekämpft werden, wo »der Islam« und »die<br />

MuslimInnen« von sozialen Akteuren quer durch die politische Landschaft konstruiert<br />

und zu »Anderen« gemacht, das heißt »rassisiert« werden. 12 Ich nehme<br />

stark an, dass Volkhard diese politische Schlussfolgerung teilt. Um sie theoretisch<br />

und argumentativ hinreichend zu begründen, müsste er jedoch seine Definition<br />

von Rassismus präzisieren.<br />

Dass Menschen scheinbar eindeutig einer »anderen Herkunft«, »anderen Hautfarbe«<br />

oder »anderen Kultur« zugeordnet werden können, ist nicht einfach objektiv<br />

der Fall, sondern selbst Effekt rassistischer Ideologien. Welche Menschen als<br />

»Fremde« oder »Andere« gelten, ist Produkt der Geschichte; das zeigen historische<br />

Analysen zum Verständnis des Phänomens Rassismus deutlich. Sie betonen,<br />

was Mark Terkessidis zusammenfasst: »Rassismus schafft erst die Distanz, die<br />

ihm angeblich zugrunde liegt«. 13 Auf die historische Dimension des Rassismus<br />

und damit notwendig einhergehend dessen epochale Einordnung soll nun näher<br />

eingegangen werden.<br />

Historische Dimensionen des Rassismus<br />

Vor dem Hintergrund des eben Ausgeführten muss die Frage nach der historischen<br />

Verortung des Rassismus neu aufgeworfen werden. Volkhard vertritt die –<br />

auch, aber nicht nur in marxistisch orientierten Rassismustheorien weit verbreitete<br />

– These, wonach der Kapitalismus Voraussetzung und »Basis« rassistischer<br />

Ideologie sei. 14 Die Entstehung des Rassismus setzt er an unterschiedlichen Stellen<br />

mit dem »17./18. Jahrhundert« beziehungsweise »Mitte des 18. Jahrhunderts«<br />

an. Er erklärt sie als Bearbeitungsform des Widerspruchs zwischen den Ideen<br />

der bürgerlichen Aufklärung einerseits und der Entstehung und Ausbreitung des<br />

transatlantischen Sklavenhandels andererseits. Um die Versklavung zu rechtfertigen,<br />

wäre der Rassismus, »eine moderne Herrschaftsideologie der Bourgeoisie«,<br />

erfunden worden. 15<br />

Tatsächlich betrieben im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts zahlreiche Wissenschaftler,<br />

Philosophen, Politiker und Publizisten (die »organischen Intellektuellen«<br />

der Bourgeoisie, die für die Ausarbeitung der Hegemonie ihrer geschäftigen<br />

Klasse zuständig sind) enormen Aufwand, um die Minderwertigkeit jener<br />

12<br />

Vgl. Shooman, Yasemin, »›… weil ihre Kultur so ist‹ – Der neorassistische Blick auf MuslimIn -<br />

nen«, in: Sir Peter Ustinov Institut (Hg.): »Rasse« – eine soziale und politische Konstruktion. Strukturen<br />

und Phänomene des Vorurteils Rassismus, Wien 2010, S. 101–111.<br />

13<br />

Terkessidis, Mark Die Banalität des Rassismus. Migranten zweiter Generation entwickeln eine neue Perspektive,<br />

Bielefeld 2004.<br />

14<br />

Mosler S. 26ff.<br />

15<br />

Mosler S. 29, 31.

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