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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Strategien gewerkschaftlicher Erneuerung 67<br />

munalen Betriebs mit über 1000 Beschäftigten ist, der sich der LINKEN nicht<br />

anschließen will: »Weil diese mir mit meiner Arbeit in Betrieb und Gewerkschaften<br />

nichts bringt.« In der Tat: Klaus Ernst fordert Gewerkschaftsmitglieder auf,<br />

Mitglied in der LINKEN zu werden mit dem Argument: »Die LINKE bietet die<br />

größte Gewähr, die Interessen der Arbeiterschaft in das Parlament einzubringen,<br />

oft gegen die Stimmen aller anderen Parteien.« Mit einer solchen Perspektive, die<br />

vor allem auf Repräsentation gewerkschaftlicher Forderungen im »politischen<br />

Raum«, das heißt in Wahlkämpfen und in Parlamenten setzt, übt DIE LINKE<br />

eine geringe Anziehungskraft auf die immer noch vorhandenen Reste, bzw. sich<br />

neu bildenden Kerne einer radikalen, klassenkämpferischen Linken in den Betrieben<br />

und Gewerkschaften aus.<br />

Eine historische Warnung: die Ohnmacht der SPD-Linken durch<br />

mangelnde betriebliche Verankerung<br />

Wenn sich antikapitalistische Organisation bei der LINKEN auf Repräsentation<br />

gewerkschaftlicher Interessen im politischen Feld beschränkt und damit die<br />

Trennung von Politik und Ökonomie beibehält, verzichtet die LINKE darauf,<br />

das Potenzial von betrieblichen und tarifpolitischen Kämpfen zu aktivieren. Die<br />

Erfahrung der linken Jusos und sozialistischer Kräfte in der SPD von 1973 zeigt<br />

hier eine interessante historische Erfahrung, wo die parlamentarisch-innerparteiliche<br />

Orientierung der Linken eine Verbindung mit den betrieblichen Kämpfen<br />

erschwerte, als diese in Folge der Septemberstreiks relativ unerwartet explodierten.<br />

Die SPD-Linke und die Jusos waren einer der wesentlichen Nutznießer der<br />

enormen gesellschaftlichen Linkswende nach der 1968er Bewegung. Hunderttausende<br />

traten in die Jusos und die SPD ein. Viele, vor allem junge Neumitglieder,<br />

wollten die SPD damals in eine sozialistische Partei umgestalten. Die Jusos waren<br />

in der Partei gut verankert und haben systematisch um linke, sozialistische Positionen<br />

gekämpft. Sie waren um eigene Publikationen vernetzt und haben versucht,<br />

im Rahmen einer »Doppelstrategie« neben einem parlamentarischen<br />

Kampf innerhalb der SPD um ein Programm antikapitalistischer Strukturreformen<br />

auch in außerparlamentarischen Bewegungen impulsfähig zu sein. Vor dem<br />

Hintergrund allgemein stark mobilisierter sozialer Bewegungen waren sie sicher<br />

interventionsfähiger als die LINKE heute. Trotzdem bestand, ähnlich wie heute<br />

in der LINKEN, ein starker Fokus auf den innerparteilichen Kampf um antikapitalistische<br />

Strukturreformen und sozialistische Positionen. Dies ist in der »programmistischen«<br />

Illusion der Linken in der heutigen LINKEN durchaus ähnlich.<br />

Auch hier wird um das Programm und die Verteidigung von linken Positionen<br />

stark gekämpft und ein Hauptfeld der Auseinandersetzung gesehen.

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