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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Der aufhaltsame Abstieg<br />

Die Gewerkschaften haben viel ihrer ehemaligen Kraft eingebüßt. Unvermeidlich<br />

war dies aber nicht. Volkhard Mosler skizziert, wie falsche Antworten<br />

auf geänderte Rahmenbedingungen die Gewerkschaften in die heutige<br />

Krise führten.<br />

Der Politikwissenschaftler Frank Deppe hat in seinem Buch »Gewerkschaften<br />

in der Großen Transformation« eindrucksvoll den Machtverlust der Gewerkschaften<br />

in den vergangenen Jahrzehnten dargestellt. Er spricht von einer »gewaltigen<br />

Veränderung der Kräfteverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit seit<br />

den 1980er Jahren«. 1 Ein Indikator des Machtverlustes sind die Mitgliederverluste<br />

der DGB-Gewerkschaften seit Beginn der 1990er Jahre. Sie fielen von<br />

11,8 Millionen (1991) auf 6,15 Millionen (2012). Aussagekräftiger über das gesellschaftliche<br />

Gewicht der Gewerkschaften ist der Organisationsgrad, also der<br />

Anteil der im DGB organisierten Mitglieder an der Gesamtzahl der Arbeitnehmer.<br />

Er fiel im gleichen Zeitraum von 36,8 auf 16,6 Prozent. Selbst wenn man<br />

berücksichtig, dass die rasche Deindustrialisierung der ehemaligen DDR in den<br />

1990er Jahren einen unvermeidlich hohen Einbruch bei den Mitgliederzahlen<br />

mit sich brachte, bleibt ein Verlust an Organisationsmacht von über 50 Prozent.<br />

Die Zahl der Arbeitnehmer/-innen stieg von 32 Millionen im Jahr 1991 auf 37<br />

Ende 2012, die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder (DGB) hat sich in der gleichen<br />

Zeit nahezu halbiert! Der moderate Aufschwung von 2009 bis 2012 und<br />

die damit einhergehende Zunahme auch regulärer Beschäftigungsverhältnisse<br />

hat den Niedergang zwar verlangsamt, aber nicht aufhalten können; die DGB-<br />

Gewerkschaften haben in diesem Zeitraum noch einmal 110.000 Mitglieder verloren.<br />

Einen ähnlichen Einbruch haben die deutschen Gewerkschaften nur in den<br />

Jahren des ersten Weltkriegs (von 2,5 Millionen Mitgliedern 1913 auf 0,9 Millionen<br />

1916) und dann noch einmal während der 1920er Jahre (von 8,1 Millionen<br />

Mitgliedern allein im ADGB im Jahr 1920 auf 3,8 Millionen Mitglieder im Krisenjahr<br />

1932) erlitten. Mit der Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai<br />

1933 fiel der Organisationsgrad auf Null. Mit 6,15 Millionen Mitgliedern erreichte<br />

der DGB 2012 seinen niedrigsten Mitgliederbestand seit 1956, trotz ei-<br />

1<br />

Deppe, Frank: Gewerkschaften in der Großen Transformation. Von den 1970er Jahren bis<br />

heute. Eine Einführung, Papyrossa, 2012, 148 Seiten, S. 4

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