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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Strategien gewerkschaftlicher Erneuerung 63<br />

Integrationsstrategie gegenüber den Betriebsräten fahren. Zwar dürfen Betriebsräte<br />

keine finanzielle Vergütung erhalten. D. h. ihr Verdienst soll lediglich den<br />

Verdienstausfall ihrer eigentlichen Tätigkeit ausgleichen. Allerdings soll eine normale<br />

Weiterentwicklung der Aufstiegsmöglichkeiten angenommen werden. Dies<br />

wird von vielen Großunternehmen so interpretiert, dass sie eine kontinuierliche,<br />

mehr oder weniger steile Karriere für ihre Betriebsräte annehmen und diese so –<br />

ganz legal – versuchen einzukaufen. 51 Damit sind alle illegalen Praktiken von<br />

Lustreisen, über luxuriöse Dienstwägen und Sonderboni und ähnliches noch<br />

nicht berücksichtigt. 52<br />

Wenn nun Hermann Kotthoff neues Konfliktpotenzial in den Betrieben diagnostiziert<br />

und zwar zwischen Belegschaften und dem Arbeitgeber, aber durchaus<br />

auch zwischen Belegschaften und den Betriebsräten, dann könnte dies dem<br />

Wiederaufbau von Vertrauensleuten und ihren Netzwerken eine neue Bedeutung<br />

geben. Eberhart Schmidt erhoffte sich 1974, dass die neue Rolle der Vertrauensleute,<br />

ihr gestiegenes Gewicht gegenüber den Betriebsräten, dazu beitragen<br />

könnte, »die Gewerkschaften im Betrieb wieder stärker als Kampforgan gegenwärtig«<br />

sein zu lassen. Nur gegen den Widerstand der Gewerkschaftsapparate<br />

und der Masse der Betriebsräte werde sich ein solcher Prozess der Neubestimmung<br />

betrieblicher Gewerkschaftspolitik durchsetzen lassen. Schmidt wies damals<br />

auf die Erfahrungen der Klassenkämpfe in Italien, Frankreich und Großbritannien<br />

hin, in denen nach 1968 betriebliche Kampforganisationen einen<br />

großen Einfluss gewonnen hatten, und schloss daraus für die zukünftige Entwicklung<br />

in Deutschland, dass »von sozialpartnerschaftlich angelegten Interessenvertretungsorganen<br />

im Betrieb die Initiativen für die Durchsetzung der Forderungen<br />

der Lohnabhängigen nicht ausgehen können. Dafür müssen sich ›Rätestrukturen‹<br />

herausbilden, die nicht wie die Betriebsräte seit 1920 auf friedliche<br />

Kooperation mit den Unternehmern festgelegt sind.« 53 Der überbetriebliche zentrale<br />

Vertrauensleute-Ausschuss in Frankfurt und die branchenweiten Vernetzungsstrukturen<br />

der Vertrauensleute in der Stahlindustrie zeigen Konturen einer<br />

fenstein u.a.: Trenreport S. 52)<br />

51<br />

BASF z.b. hatte die Verdienste ihrer Betriebsräte offengelegt: Drei der insgesamt 53 Betriebsräte<br />

verdienen den Angaben zufolge 100.000 bis 150.000 Euro im Jahr. Der Schnitt liegt bei 60.000<br />

Euro jährlich. (Quelle Focus xx)<br />

52<br />

Das Kapital ist sich seiner Integrationsbemühungen durchaus sehr bewusst: »Klaus Volkert, Ex-<br />

Betriebsratschef von VW, erinnert sich: >Klaus, wenn du nicht im Betriebsrat wärst, dann wärst<br />

du bei uns im TopmanagementDa das<br />

aber nicht so ist, gucken wir, wie wir das im Rahmen unserer Möglichkeiten hinkriegen

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