05.11.2013 Aufrufe

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Globalisierungsmythen und die »New Economy« 145<br />

beuterbetriebe der Textil- und Bekleidungsindustrie. Die Auswirkung auf reiche<br />

Länder könnte analog sein. Die USA und Großbritannien weisen beide hohe<br />

Handelsbilanzdefizite aus, was von manchen Beobachtern als Jobverlust gebucht<br />

wird. Die meisten Analysen deuten allerdings darauf hin, dass der Handel und<br />

etwaige Handelsbilanzdefizite nur in unerheblichem Maße für die Arbeitslosigkeit<br />

in reichen Ländern verantwortlich sind. 33 Die Arbeitslosenzahlen in den<br />

USA im Jahr 2006 lagen mit knapp über 7 Millionen sowohl relativ als auch absolut<br />

unter denen von 1980 oder 1990, als das Handelsbilanzdefizit im Verhältnis<br />

zum BIP viel niedriger war. 34 Anderswo, bezeichnenderweise in Deutschland und<br />

Japan mit ihren permanenten Handelsbilanzüberschüssen, waren Arbeiter mit<br />

ganz ähnlichen Problemen konfrontiert.<br />

Fünftens schließlich bestand ein enormes Ungleichgewicht zwischen verschiedenen<br />

Industriezweigen. In manchen Sektoren wie Textilien, Bekleidung, Schuhherstellung,<br />

Spielzeugindustrie und Unterhaltungs- und Haushaltselektronik fand<br />

in der Tat eine Abwanderung in ärmere Länder statt. Die Globalisierung kommt<br />

hier als eine Ursache für die Probleme der Arbeiter in reicheren Ländern in Betracht.<br />

Die Bekleidungsindustrie wird als klassisches Beispiel für eine neue internationale<br />

Arbeitsteilung herangezogen, 35 was durch Beispiele von Produktionsverlagerungen<br />

und Massenentlassungen in reichen Ländern in jüngster Vergangenheit<br />

bestätigt wird. Levi Strauss beispielsweise beschäftigte bis zu 28.000<br />

Menschen in den USA, ab 2003 besaß das Unternehmen dort gar keine Produktionsanlagen<br />

mehr. 36 Aber auch diese Entwicklung war alles andere als »global«,<br />

denn 45 Prozent aller Textilexporte wurden von lediglich sieben asiatischen Ländern<br />

bestritten. 37 Und sogar in der Bekleidungsindustrie gab es wichtige Ausnahmen.<br />

Manche Firmen, am bekanntesten das spanische Unternehmen Zara, behielten<br />

konzentrierte Produktionsanlagen innerhalb der eigenen Landesgrenzen.<br />

Italien und Deutschland, mit ihrer Konzentration auf das höhere Marktsegment,<br />

behielten ihren Rang als zweit- bzw. drittgrößter Exporteur von Textilien hinter<br />

China. 38 Eine ähnliche Logik scheint im Bereich der Konsumelektronik zu wirken.<br />

Im Jahr 2006 kamen Mexiko und China für 21 bzw. 17 Prozent aller Exporte<br />

von Fernsehgeräten auf und ließen solche Länder wie die Türkei, Japan, Polen<br />

und die Niederlande mit jeweils 4 Prozent weit hinter sich. 39 Aber auch hier fand<br />

nicht einfach ein Wettrennen nach unten statt. Es gab rationale Beweggründe für<br />

eine Neukonzentration der Produktion. Japanische Firmen, die in China inves-<br />

33<br />

Nayyar, 2007; Rowthorn und Ramaswamy, 1997; Navarro, 2000.<br />

34<br />

Census, Statistical Abstract of the United States 2008: www.census.gov<br />

35<br />

Fröbel, Heinrichs und Kreye, 1980.<br />

36<br />

Dicken, 2007.<br />

37<br />

Comtrade: http://comtrade.un.org<br />

38<br />

Comtrade.<br />

39<br />

Comtrade.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!