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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Streiks in Deutschland – ein neuer Aufschwung? 171<br />

kündigungsfristen oder Zwangsschlichtungen eingeführt werden. Das Stichwort<br />

lautet: »Begrenzung der Streiks in der Daseinsvorsorge«, also bei Flughäfen, aber<br />

auch Krankenhäusern, im Nahverkehr etc. Dies ist der Arbeitgeberseite ein wichtiges<br />

Anliegen. Möglicherweise wird sie dies über das Stichwort »Tarifeinheit« mit<br />

einer Begrenzung des Streikrechts von Berufsgewerkschaften verbinden. Die<br />

DGB-Gewerkschaften werden hier sehr aufmerksam sein müssen.<br />

Der Streik der Sicherheitsleute an den Flughäfen, aber auch die Streiks im Gesundheitswesen<br />

und bei den Kitas zeigen, dass es nicht allein mehr um Cockpit<br />

oder die GDL geht, die beide im Übrigen nicht zu den »Streikgewerkschaften«<br />

geworden sind, zu denen sie teilweise stilisiert wurden. Es geht um die Einschränkung<br />

des Streikrechts für alle.<br />

Wird der Streik weiblicher?<br />

Der Kita-Streik und der Streik in der Gebäudereinigung 2009, aber auch die<br />

vielen Auseinandersetzungen in den Krankenhäusern und im Einzelhandel legen<br />

dies nahe. Auch die Mehrheit der angestellten LehrerInnen, die in den letzten<br />

Jahren häufiger streiken, sind Frauen. Allerdings muss trotzdem davon ausgegangen<br />

werden, dass, wenn auch die Warnstreikenden mit einbezogen werden, die<br />

Mehrheit der Streikenden nach wie vor Männer sind. Dies gilt auch in den meisten<br />

Jahren für die Streikenden bei ver.di, weil eben auch im Bereich Ver- und<br />

Entsorgung oder bei der Telekommunikation, beides Branchen mit vielen männlichen<br />

Beschäftigten, häufig gestreikt wird. Es sind also mehr Frauen, die streiken<br />

als früher, nicht weil Frauen früher generell weniger streikbereit als Männer wären,<br />

sondern weil sich die Konflikte eben mehr in Branchen mit vielen Frauen<br />

verlagern. Inwieweit sich dies auch auf die Form des Streikens auswirkt, bliebe<br />

noch eine spannende Frage.<br />

Etwas präziser müsste man übrigens sagen, der Anteil streikender Frauen<br />

nimmt wieder zu. Früher gab es auch schon Phasen, in denen viele Frauen streikten<br />

z. B. in der Textil- und Bekleidungsindustrie in den 1950er und frühen<br />

1960er Jahren.<br />

Verändert sich die Streikkultur und werden die Streiks kämpferischer? Wie erfolgreich<br />

sind sie? Verändern sich die Menschen und verändert sich die Gewerkschaft?<br />

Zur Frage, werden die Streiks kämpferischer: Das hat immer etwas damit zu<br />

tun, wie sich die Gegenseite verhält. Da sich viele Unternehmen weniger kompromissbereit<br />

zeigen, kommt es als Reaktion zu einer größeren Entschlossenheit<br />

der Beschäftigten. Die Form, in der sich Entschlossenheit ausdrückt, ist hierzulande<br />

auch anders. Bengalos oder Feuerwerkskörper, die in Belgien oder Frankreich<br />

zum Bild gerade auch von männlich geprägten Streikdemonstrationen gehören,<br />

sind hierzulande eher selten. Zu offener Gewalt kommt es in Deutschland

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