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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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160 Globalisierungsmythen und die »New Economy«<br />

die Lohnkluft zwischen den niedrigsten 10 Prozent und den mittleren Einkommen.<br />

105<br />

Die Polarisierung innerhalb der Arbeiterklasse war somit zumindest wesentlich<br />

weniger ausgeprägt als meistens behauptet. Sie fand auch zwischen Arbeitergruppen<br />

mit ähnlichen Qualifikationen statt und hatte nur wenig mit bestimmten<br />

technologischen Erneuerungen zu tun. Der Abschwung der Gewerkschaftsbewegung<br />

sollte besser als die Ursache für steigende Ungleichheit und für niedrige<br />

Löhne verstanden werden, und nicht als deren Folge.<br />

Die Grenzen des Organizings<br />

Der Kapitalismus führt Arbeiter ständig zusammen und treibt sie wieder auseinander.<br />

Das macht er ganz buchstäblich, durch neue Arbeiterkonzentrationen an<br />

bestimmten Orten und die Entfachung von Konkurrenz zwischen Arbeitern an<br />

unterschiedlichen Orten. Das macht er aber auch im übertragenen Sinn, indem<br />

er gemeinsame Klasseninteressen und -identitäten schafft, zugleich aber tausend<br />

Strategien erfindet, um zu teilen und zu herrschen. Sozialistische Politik hat sich<br />

schon immer zum Ziel gesetzt, reale und empfundene Differenzen zu überwinden,<br />

um Solidarität herzustellen. 106 Misserfolge in jüngster Vergangenheit könnten<br />

zumindest genauso gut dem Versagen linker Politik wie irgendeiner objektiven<br />

Zunahme örtlicher oder ökonomischer Heterogenität zugeschrieben werden.<br />

Richard Walker hat gute Gründe angeführt, warum wir die gegenwärtige Periode<br />

eher als Ergebnis der politischen Niederlagen der Arbeiterbewegung verstehen<br />

sollten denn als Ergebnis der wirtschaftlichen Erfolge des Kapitalismus. 107<br />

Manche gegenwärtige Literatur, die beispielsweise für eine soziale Bewegung<br />

oder für »community unionism« eintritt, könnte als Versuch zur Wiederbelebung<br />

verlorener Traditionen der Solidarität verstanden werden. In solchen Strategien<br />

eine Alternative zur Organisierung am Arbeitsplatz zu sehen und die Sichtweise<br />

mehr oder minder explizit gutzuheißen, dass die kollektive Ausbeutung von Arbeitern<br />

am Arbeitsplatz keinen besonderen Beitrag zur Aufhebung ihrer Fragmentierung<br />

leiste, birgt allerdings eine große Gefahr. Der Sozialismus ist dann<br />

nur noch eine Frage des Willens. Die wirkliche marxistische Tradition war schon<br />

immer internationalistisch und hat stets versucht, über den Arbeitsplatz hinaus<br />

zu organisieren – in Lenins Worten »nicht der Sekretär einer Trade-Union, sondern<br />

der Volkstribun« zu sein. 108 Er hat aber zugleich immer argumentiert, dass<br />

Ausbeutung und Widerstand am Arbeitsplatz etwas Besonderes sind und das einzigartige<br />

Potenzial der Arbeiterklasse schaffen, die Welt zu verändern.<br />

105<br />

Glyn, 2006.<br />

106<br />

Panitch, 2001.<br />

107<br />

Walker, 1999.<br />

108<br />

Lenin, Was tun?, GW Bd. 4, S. 437.

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