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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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288 Die Klassenkämpfe in Europa<br />

Der Kampf hat ein Niveau erreicht, auf das viele Linke in Europa stolz wären,<br />

aber das ändert nichts daran, dass die revolutionäre Linke vor großen und komplizierten<br />

Herausforderungen steht.<br />

Der spanische Staat<br />

Bei Ausbruch der Krise lag der gewerkschaftliche Organisationsgrad in Spanien<br />

bei 17 Prozent. Die Belegschaften der einzelnen Betriebe sind in jeweils nur einer<br />

Gewerkschaft organisiert und nicht nach Branchen oder Berufen. Die meisten<br />

Arbeiter gehören entweder der UGT an, die mit der Sozialistischen Partei verbunden<br />

ist, oder der CCOO, die historisch der Kommunistischen Partei näher<br />

stand, heute aber in der Praxis den Sozialisten nahe steht. 50<br />

Die traditionellen Industriebranchen wie der Bergbau und die metallverarbeitende<br />

Industrie sind ebenso wie der öffentliche Dienst gewerkschaftlich gut organisiert.<br />

Viele Großbetriebe weisen nur einen Organisationsgrad von 15 bis 20<br />

Prozent auf, die Tarifverträge gelten aber für alle Beschäftigten, und alle haben<br />

Streikrecht und dürfen sich an der Wahl der Betriebsräte beteiligen. 51<br />

In den Jahren 1996 bis 2006 lag die Zahl der registrierten Streiks ohne Generalstreiks<br />

zwischen 618 und 807 pro Jahr. Die Streiks in dieser Periode waren üblicherweise<br />

relativ lang und bezogen eine große Anzahl Arbeiter mit ein. Die<br />

wichtigste Aktion dieser Art war im Jahr 2002: ein erfolgreicher eintägiger Generalstreik<br />

gegen die konservative Regierung Aznar. Er fand vor dem Hintergrund<br />

einer allgemein verbreiteten antikapitalistischen Stimmung statt und richtete sich<br />

wie viele andere große Streiks dieser Zeit gegen eine Regierungsentscheidung, die<br />

die gesamte Bevölkerung betraf, in diesem Fall die Absenkung der Arbeitslosenunterstützung.<br />

Nach Ausbruch der Krise erlebte Spanien einen Aufschwung an Streiks, in deren<br />

Zentrum die Privatwirtschaft stand, weil die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen<br />

keine Lohnzugeständnisse mehr machten und sowohl die CCOO<br />

(Confederación Sindical de Comisiones Obreras ) als auch die UGT (Unión General<br />

de Trabajadores) zu Streiks aufriefen. Nach Zahlen des Arbeitsministeriums<br />

erreichte diese Welle ihren Höhepunkt mit 1.001 Streiks im Jahre 2009 und ebbte<br />

in den beiden folgenden Jahren nur leicht ab. 52 Viele dieser Streiks dauerten nicht<br />

sonderlich lange und wurden von relativ wenigen Beschäftigten getragen, aber<br />

mit der Offensive wurde in manchen Branchen wie der Metallverarbeitung ein<br />

50<br />

Obwohl das je nach Region unterschiedlich ist. Im Baskenland sind die Hauptgewerkschaften<br />

nationalistisch gesinnt.<br />

51<br />

Den Großteil ihrer Gelder erhalten die Gewerkschaften vom Staat entsprechend der Anzahl gewählter<br />

Delegierter, was den bürokratischen Charakter der zwei größten Gewerkschaften noch<br />

verstärkt, die gemeinsam über 85 Prozent der Delegierten stellen und nicht unmittelbar von Mitgliedsbeiträgen<br />

abhängig sind; siehe Durgan und Sans, 2011.<br />

52<br />

Wieder ohne die Generalstreiks, um ein klareres Bild zu gewinnen.

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