MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse 209
Tabelle 2: Mitgliederentwicklung der freien Gewerkschaften 1914-1930
Jahr
Mitglieder
Weibliche
Mitglieder
Weiblicher
Anteil in %
Veränderung
weibl. Anteil
zum Vorjahr
1914 2.052.377 203.648 9,92 -8,95%
1915 1.159.497 172.201 14,85 -15,44%
1916 966.705 180.895 18,71 5,05%
1917 1.106.657 262.787 23,75 45,27%
1918 1.664.991 418.125 25,11 59,11%
1919 5.479.073 1.192.767 21,77 185,27%
1920 7.890.102 1.710.761 21,68 43,43%
1921 7.567.978 1.518.341 20,06 -11,25%
1922
1923 5.749.763 1.201.390 20,89 -20,87%
1924 3.975.002 763.405 19,21 -36,46%
1925 4.182.511 720.825 17,23 -5,58%
1926
1927 4.416.000 680.500 15,41 -5,59%
1928
1929
1930 4.821.832 684.978 14,21 0,66%
Quelle: Gisela Losseff-Tillmanns (Hrsg): Frau und Gewerkschaft, Frankfurt am Main 1982, S.277
Die Revolution brachte den Frauen das allgemeine Wahlrecht und soziale Fortschritte
wie Mindestlöhne für Heimarbeiterinnen oder die Zulassung zu einigen
bisher verbotenen Berufen. Aber zentrale Forderungen der proletarischen Frauenbewegung
nach ihrer Gleichberechtigung in der Arbeitswelt, der Vergesellschaftung
der Reproduktionsarbeit und einer Entlastung von der Hausarbeit blieben
unerfüllt. Die Revolution wurde auf halbem Wege gestoppt und von der
SPD und Gewerkschaftsführern in parlamentarische Bahnen umgelenkt. 46 In der
kurzen Zeit der Rätebewegung wirkten die alten Traditionen noch stark nach und
Frauen waren als Delegierte nur schwach vertreten. Als der erste Reichskongress
der Arbeiter- und Soldatenräte im Dezember 1918 über seine faktische Selbstauflösung
abstimmte, befanden sich unter den 489 Delegierten nur zwei Frauen. 47
Mit der abgewürgten Revolution wurden auch die positiven Ansätze der gewerkschaftlichen
Organisierung von Frauen gestoppt. Eine Schlüsselrolle spielte
46
Harman, Chris: Die verlorene Revolution. Deutschland 1918-1923, Frankfurt am Main 1998.
47
Bauer, Clara Zetkin, S. 161.