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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Der aufhaltsame Abstieg 23<br />

dem Druck der Beschäftigungspakte sind die Effektivverdienste, 34 das heißt die<br />

tatsächlich ausgezahlten Löhne, in der Metallindustrie zwischen 2000 und 2008<br />

um 9,3 Prozent geringer angestiegen als die Tariflöhne. 35 Die Steigerung der<br />

Wettbewerbskraft des eigenen Unternehmens bringt die Beschäftigten in Konkurrenz<br />

zu anderen Unternehmern. Sie steht in einem fundamentalen Widerspruch<br />

zum Solidarprinzip der Gewerkschaftsbewegung. Jedem Sieger auf dem<br />

Markt steht ein Verlierer gegenüber. IG-Metall-Chef Huber hat sich kürzlich<br />

über zu hohe Lohnsteigerungen der spanischen Arbeiter geäußert und gab damit<br />

indirekt den spanischen Gewerkschaften Schuld an der steigenden Massenarbeitslosigkeit<br />

in ihrem Land. Das ist kein Ausrutscher gewesen, es entspricht der<br />

Logik einer wettbewerbsorientierten Tarifpolitik.<br />

Die Krise 2009: Erfolg des Krisenkorporatismus?<br />

Die Verfechter eines Krisenkorporatismus in den Gewerkschaften sehen sich<br />

durch die Erfahrungen der Krisenjahre 2008–2009 bestätigt und gestärkt. So verteidigt<br />

der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis, den Beschäftigungspakt<br />

zwischen Bundesregierung, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden von<br />

2008 mit den Worten: »Wir haben die Krise ohne Entlassungen im großen Stil<br />

durchgestanden. Das ist ein Riesenerfolg. Insgesamt wurde das gegenseitige Vertrauen<br />

neu gefestigt und die Idee der Sozialpartnerschaft gestärkt.« 36<br />

In einer Pressemitteilung des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen<br />

Instituts (WSI) war unter der Überschrift »Das Jobwunder« zu lesen:<br />

»3,1 Millionen Arbeitsplätze sind in Deutschland über die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

gerettet worden, weil die Arbeitszeiten reduziert wurden und Unternehmen<br />

in der Hoffnung auf eine relativ rasche wirtschaftliche Erholung Beschäftige<br />

gehalten haben.« 37<br />

Dabei spielte die Verlängerung der Bezugszeit von Kurzarbeitergeld auf 24<br />

Monate eine entscheidende Rolle. Ein kleinerer Teil der auftragsbedingten Reduzierung<br />

der gearbeiteten Stunden pro Arbeitnehmer um 3,4 Prozent wurde durch<br />

die Entlassung von Leiharbeitern ausgeglichen; die Stammbelegschaften konnten<br />

ihre Arbeitsplätze behalten.<br />

Zum Verständnis des glimpflichen Verlaufs dieses tiefsten Konjunktureinbruchs<br />

seit den 1930er Jahren ist ein Vergleich mit der letzten Rezession interessant.<br />

Dazu schreibt das WSI: »In der langen Schwächephase 2000–2005 wurde<br />

[…] Kurzarbeit kaum eingesetzt.« Die Schröder-Regierung nutzte stattdessen die<br />

Krise, um durch Abbau von Kündigungsschutz, Erleichterung von Leiharbeit<br />

34<br />

Negative Lohndrift bei Metall«, Quelle IG Metall und Statistisches Bundesamt (VGR 2009)<br />

35<br />

a.a.O.<br />

36<br />

Interview mit Chemie-Report, Zeitung des Verbandes der chemischen Industrie e. V.,10.06.2010<br />

37<br />

WSI Pressemitteilungen 2010, 02.11.2010

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