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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Globalisierungsmythen und die »New Economy« 147<br />

balisierung angesehen. 47 Im Gegensatz zur Automobilindustrie hat sie kaum eine<br />

Geschichte gewerkschaftlicher Organisierung. Was ihre Industriestruktur angeht,<br />

weist sie allerdings sehr wohl Parallelen zu letzterer auf, und auch hier sind starke<br />

Agglomerationstendenzen zu beobachten. Trotz der Mobilität der einzelnen Produkte<br />

sind Standortwechsel auf nur wenige relativ reiche Länder begrenzt, wobei<br />

zu ihnen auch die vergleichsweise jüngeren Industrieländer Korea und Taiwan<br />

zählen. 48<br />

Bezeichnenderweise sind sogar die Belegschaften im Finanzsektor, dessen<br />

»Produkte« theoretisch grenzenlos mobil sind, nach wie vor sehr stark in reichen<br />

Ländern konzentriert. Das betrifft bei weitem nicht nur die Großstadtmenschen<br />

in New York und der City of London, sondern auch die Routinearbeiter in der<br />

»Produktion«. Die Steueroasen der Offshore-Finanzplätze haben mit der eigentlichen<br />

Arbeitsweise der Industrie nicht viel gemein. Die meisten liegen an Orten<br />

mit geringer Bevölkerung und bieten daher in Bezug auf Beschäftigung keine Alternative<br />

zu den reichen Ländern. Manche Firmen haben sehr öffentlichkeitswirksam<br />

einige Verarbeitungsschritte und Callcenter ins Ausland verlagert, beispielsweise<br />

nach Indien, dies betrifft aber nur einen Bruchteil der Beschäftigung<br />

in diesem Sektor.<br />

Viele andere Industrien sind von Natur aus immobil. Das gilt weitestgehend<br />

für personenbezogene Dienstleistungen – ein Haarschnitt lässt sich schlecht ins<br />

Ausland verlagern –, aber auch für einen Großteil der materiellen Produktion.<br />

Die Bauindustrie ist ein offensichtliches Beispiel. Wenn solche Arbeiter sich<br />

durch die Globalisierung nicht bedroht zu fühlen brauchen, könnten andere, beispielsweise<br />

im Transport- und Kommunikationssektor, sich geradezu besonders<br />

kampfstark fühlen. Selbst eine sehr bekannte Vertreterin einer radikalen Globalisierungssicht,<br />

Susan George, räumt Ausnahmen zum allgemeinen Bild der<br />

Schwäche auf Seiten der Arbeiter ein und zählt beispielsweise die LKW-Fahrer<br />

auf. 49 Sie bieten bedeutende Beispiele für Militanz, beispielsweise während des<br />

UPS-Streiks in den USA im Jahr 1997. Und in jüngster Vergangenheit haben wir<br />

die Arbeitskämpfe der Londoner U-Bahnbeschäftigten erlebt. Aber das Gesamtbild<br />

deutet nicht auf besondere Militanz unter Transportarbeitern oder darauf,<br />

dass sie besondere Vergünstigungen im Vergleich zu anderen Arbeitern genießen.<br />

50 Die Mobilität bzw. Immobilität des Kapitals scheint keinen sonderlichen<br />

Einfluss auf ihre Arbeitsbedingungen zu haben.<br />

47<br />

Henderson, 1989.<br />

48<br />

Dicken, 2007, S. 333.<br />

49<br />

Strange, 1996.<br />

50<br />

Meine Berechnungen auf Grundlage der ILO International Statistics Yearbooks für verschiedene<br />

Jahre, siehe Dunn, 2004.

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