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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit 253<br />

Obwohl die Vertrauensleute im Stahlstreik 1978/79 eine wichtige Rolle spielten,<br />

gelang es ihnen nicht, die Politik ihrer Gewerkschaft entscheidend zu beeinflussen.<br />

Die Niederlage von 1979 stellte noch keine Zäsur für die gesamte Gewerkschaftsbewegung<br />

dar, aber die Kräfteverhältnisse hatten sich in der Stahlindustrie<br />

zugunsten der Arbeitgeber verschoben.<br />

Die Niederlage löste einen schleichenden Prozess aus, in dessen Folge Teile der<br />

Gewerkschaftslinken ihre politische Arbeit immer weniger auf die Basis orientiert<br />

haben. Ablesbar ist diese Entwicklung an der Biografie von verschiedenen<br />

damaligen linken Aktivisten, wie der von Klaus Franz. Er hatte 1975 bei Opel in<br />

Rüsselsheim als Lackierer angefangen, um im Betrieb als Mitglied der »Gruppe<br />

der undogmatischen und wirklichen Gewerkschafter« politisch zu arbeiten. 1979<br />

war er ein engagierter Vertrauensmann, der sich mit seinen Vorgesetzten und<br />

dem Betriebsrat anlegt, indem er ohne Absprache einen spontanen Streik für<br />

bessere Arbeitskleidung organisiert.<br />

Auch der Lackierer Klaus Franz macht sich häufig unbeliebt. Vor jeder Schicht […]<br />

prüft Franz zunächst einmal, ob das Fließband das vorgeschriebene Tempo einhält.<br />

Läuft es einige Sekundentakte zu schnell oder sind zu wenig Arbeiter eingesetzt, beschwert<br />

der Arbeiter sich sofort beim Meister. 25<br />

Der damalige Betriebsratsvorsitzende Richard Heller verschafft Franz 1981 einen<br />

sicheren Platz auf der IG-Metall-Liste für die Betriebsratswahl, um den unbequemen<br />

Vertrauensmann einzubinden<br />

[…] gegen den Widerstand der SPD-Fraktion, die im Betriebsrat und im Vertrauenskörper<br />

der IG Metall damals die Mehrheit bildet. Es gibt scharfe Polarisierungen im<br />

Betriebsrat: die Parteilosen und Undogmatischen, als die Grünen verschrien, auf der<br />

einen und den straffen, hart organisierten Sozialdemokraten auf der anderen Seite.<br />

Heller will den Wortführer dieser neuen Bewegung integrieren. 26<br />

Der Versuch, Klaus Franz zu integrieren, ist geglückt. Bis zu seinem Rücktritt<br />

2011 als Gesamtbetriebsratsvorsitzender galt er als der Repräsentant eines Co-<br />

Managements schlechthin.<br />

Der Kampf um die 35-Stunden-Woche 1984<br />

Nach dem verlorenen Stahlarbeiterstreik stieg die Arbeitslosigkeit immer rascher<br />

auch in anderen Branchen bis auf insgesamt weit über 2 Millionen an. Die Gewerkschaften<br />

reagierten so, wie von den Arbeitgebern, der SPD-Regierung unter<br />

Helmut Schmidt und dann ab 1982 von der CDU-Regierung unter Helmut Kohl<br />

gefordert, zunächst mit Lohnzugeständnissen. Doch die von den Gewerkschafts-<br />

25<br />

DER SPIEGEL, 17/1979, 23.04.1979, S. 109.<br />

26<br />

Andreas Drinkuth, »Eine soziale Elite – die Betriebsräte«, Marburg 2010, S.71.

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