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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit 247<br />

und/oder frühzeitige Beendigung der Erwerbstätigkeit;<br />

– Verminderung der individuellen Jahresarbeitszeit.« 14<br />

An erster Stelle stand hier beschämender Weise die Forderung nach einer Verringerung<br />

der Zahl der Arbeitsimmigranten, gefolgt von Vorschlägen zur Arbeitszeitreduzierung,<br />

die mit Lohnverzicht verbunden waren. Dieser Mix aus verschiedenen<br />

Forderungen und die Diskussion darum waren eher dazu geeignet,<br />

die Gewerkschaftsbewegung zu spalten und zu schwächen, als eine überzeugende<br />

Perspektive im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zu bieten.<br />

Es gab zu diesem Zeitpunkt in der Debatte um die Perspektiven der Gewerkschaftsbewegung<br />

im Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit aber auch eine<br />

starke Strömung, die ihre Wurzeln in den Streikbewegungen 1969 bis 1973 hatte.<br />

Vor allem 1973 war es zu einer deutlichen Entfremdung zwischen der Führung<br />

und Teilen der Basis gekommen, die ihre Interessenvertretung in die eigene<br />

Hand nahm, weil die Führung Lohnabschlüsse vereinbart hatte, die weit hinter<br />

der Gewinnentwicklung zurückblieben. Die Arbeitslosigkeit spielte zu diesem<br />

Zeitpunkt keine Rolle und fiel damit als Disziplinierungsmittel aus.<br />

Die Streikbewegung 1973 begann in der nordrhein-westfälischen Stahlindustrie.<br />

In mehreren Wellen über fast ein Jahr verteilt beteiligten sich damals rund<br />

275.000 Arbeiter aus mindestens 335 Betrieben an den Streiks. 15 Nur zwei Jahre<br />

später hatten sich die ökonomischen Rahmenbedingungen mit der tiefen Krise<br />

1974/75 dramatisch verschlechtert. Die einfachen Mitglieder in den Betrieben<br />

fürchteten entweder um ihren Arbeitsplatz oder sahen sich damit konfrontiert,<br />

dass die Arbeitgeber die Situation ausnutzten, um die Löhne zu drücken. Die<br />

Folge war zunächst eine Verunsicherung an der Basis in den Betrieben, weil es<br />

zunächst keine überzeugende Antwort durch die Gewerkschaften auf die steigende<br />

Arbeitslosigkeit gab.<br />

Der Leidensdruck infolge der Arbeitslosigkeit ist in der Stahlindustrie besonders<br />

groß gewesen, weil es hier früher als in anderen Branchen bereits Anfang<br />

der 1970er Jahre Massenentlassungen gab. 16 Die Vertrauensleute, Betriebsräte<br />

und Gewerkschaftssekretäre waren hier besonders hart mit der Frage konfrontiert,<br />

wie sich die Gewerkschaftsbewegung eine Antwort auf die steigende Arbeitslosigkeit<br />

vorstellt.<br />

14<br />

H. Seifert, Referent beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) des DGB,<br />

»Arbeitslosigkeit und Arbeitsmarkt 1975«, in: Gewerkschaftliche Monatshefte 1/76, S. 8.<br />

15<br />

Redaktionskollektiv express, »Spontane Streiks 1973 – Krise der Gewerkschaftspolitik«, Offenbach<br />

1974, S. 22ff.<br />

16<br />

Ähnlich prekär war die Lage in der Druckindustrie, weil Rationalisierungen, forciert durch technische<br />

Entwicklungen, die Stellung vieler Facharbeiter entwertete. Die Drucker haben deswegen<br />

1976 und 1978 zunächst versucht, Rationalisierungsschutzabkommen durchzusetzen, was misslang.<br />

Erst danach haben sie die Forderung nach der 35-Stunden-Woche erhoben.

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