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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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192 Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse<br />

Aber diese relativen Zahlen vermitteln einen ungenügenden Eindruck. Denn<br />

seit den frühen 1990er Jahren ist bei der absoluten Zahl von weiblichen Gewerkschaftsmitgliedern<br />

(wie bei den Männern) ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.<br />

Im Jahr 2012 waren etwa 2 Millionen Frauen Mitglied einer DGB-Gewerkschaft.<br />

2002 waren es noch 2,5 Millionen, 1992 sogar noch deutlich mehr als 3<br />

Millionen. Außerdem sind Frauen nach wie vor gewerkschaftlich schlechter organisiert.<br />

Nur 14,2 Prozent aller weiblich abhängig Beschäftigten sind Mitglied einer<br />

Gewerkschaft, aber 20,1 Prozent aller Männer.<br />

Warum ist das so? Warum ist es den Gewerkschaften bisher nicht gelungen,<br />

Frauen entsprechend ihrem Vordringen auf dem Arbeitsmarkt anzusprechen<br />

und als Mitglieder zu gewinnen? Und wie kann das geändert werden?<br />

Diesen Fragen wollen wir im Folgenden nachgehen. Dafür liefern wir zunächst<br />

eine Bestandsaufnahme der weiblichen Erwerbstätigkeit und der besonderen Situation<br />

der Frauen auf dem Arbeitsmarkt und in der Familie. Im zweiten Teil geben<br />

wir einen historischen Abriss über die weitgehend unbekannten Erfahrungen<br />

der Kämpfe des weiblichen Teils der Arbeiterklasse. Im dritten und letzten<br />

Teil versuchen wir die Fragen zu beantworten, woran es liegt, dass Frauen bisher<br />

in den Gewerkschaften unterrepräsentiert sind, wie sich die gewerkschaftliche<br />

Arbeit ändern müsste, um das zu ändern, und auf welche positiven Erfahrungen<br />

wir zurückgreifen können.<br />

Unsere Leitthese ist dabei: Der Kampf gegen die Benachteiligung des weiblichen<br />

Teils der Arbeiterklasse und für ihre stärkere Einbeziehung in die Gewerkschaftsbewegung<br />

ist so alt die Arbeiterbewegung selbst. Sie war und ist unabdingbar<br />

verknüpft mit dem Kampf für eine kämpferische und lebendige Gewerkschaftspolitik,<br />

die mit dem Ziel verbunden ist, das Interesse der gesamten<br />

Klasse zu vertreten und all ihre Teile gemeinsam zu organisieren.<br />

Aus marxistischer Perspektive gehen wir in diesem Artikel von zwei Annahmen<br />

aus:<br />

1. Die Unterdrückung der Frau in der kapitalistischen Gesellschaft und ihre<br />

daraus folgende systematische Benachteiligung in der Arbeitswelt ist ein Hemmnis<br />

für ihre Emanzipation und erfordert besondere Anstrengungen zur Besserung<br />

ihrer Lage seitens der Arbeiterbewegung.<br />

2. Der weibliche und männliche Teil der Arbeiterklasse haben keine grundlegend<br />

verschiedenen Interessen. Im Gegenteil: So wie der weibliche Teil nicht für<br />

sich alleine kämpfen und gewinnen kann, muss auch der männliche Teil die besondere<br />

Situation der arbeitenden Frauen zu seinem eigenen Anliegen machen.<br />

Nur so ist es möglich, einen wirkungsvollen Kampf gegen die Kapitalseite zu<br />

führen. Dabei ist es auch gleichgültig, ob die Bosse männlich oder weiblich sind.<br />

Der gemeinsame Kampf öffnet zugleich die Tür, bestehende Vorurteile oder<br />

rückwärtsgewandte Ideen zu überwinden.

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