MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013
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144 Globalisierungsmythen und die »New Economy«<br />
chen Ländern) spiegelte auch oft Veränderungen innerhalb dieser Länder wider<br />
und nicht einfach eine Produktionsverlagerung von reichen Ländern in ärmere.<br />
Wenn die Produktivität in der verarbeitenden Industrie schneller steigt als im<br />
Dienstleistungssektor (was in der Regel der Fall ist), dann kann der Anteil ersterer<br />
an der Gesamtbeschäftigung sogar bei gleichbleibenden Verbrauchsmustern<br />
schrumpfen. Die Beschäftigtenzahlen in der chinesischen Industrie waren bereits<br />
vor Eintritt der Wirtschaftskrise von 2008 rückläufig. 29 Was die Investitionsquellen<br />
betrifft, dominierten Unternehmen einiger weniger reicher Länder. Das ist im<br />
Hinblick auf die Frage der Deindustrialisierung von Belang. Die Zahlen der<br />
UNO, auch wenn sie das Bild sicherlich überzeichnen, deuten in den 1990er Jahren<br />
auf einen signifikanten Nettokapitalabfluss von zwei Billionen US-Dollar<br />
weg von den reichsten Ländern, vor allem aus Großbritannien, Frankreich und<br />
Deutschland im Umfang von durchschnittlich 3,9, 2,4 und 1,6 Prozent ihrer jeweiligen<br />
Bruttoinlandsprodukte. Das sind beträchtliche Summen, die tatsächlich<br />
für langsames Wachstum und Deindustrialisierung mitverantwortlich sein könnten.<br />
In den USA allerdings, wo die Deindustrialisierung am deutlichsten zutage<br />
trat, beliefen sich die Nettoabflüsse während der 1990er Jahre auf jährlich lediglich<br />
0,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts<br />
kam es dann zu einer leicht rückläufigen Entwicklung mit Nettozuflüssen<br />
in die reichen Länder. 30<br />
Drittens flossen nur etwa 30 Prozent der FDI in die verarbeitende Industrie<br />
insgesamt und nur 8 Prozent in die verarbeitende Industrie ärmerer Länder. Davon<br />
bestand nur ein kleiner Anteil aus gänzlich neuen Investitionen. Im Jahr<br />
2006 gingen 67 Prozent aller FDI in den Aufkauf bestehender Anlagen, und 30<br />
Prozent waren Reinvestitionen von Einnahmen bereits arbeitender Niederlassungen<br />
im Ausland. Somit waren weniger als 3 Prozent wirkliche Neuinvestitionen<br />
»auf der grünen Wiese«. 31 Aber auch wenn man die extrem übertriebenen Gesamtzahlen<br />
heranzieht, bleibt zu vermerken, dass der größte Empfänger von<br />
Auslandsinvestitionen unter den armen Ländern, nämlich China, FDI-Zuflüsse<br />
erhielt, die lediglich 9,2 % der gesamten fixen Kapitalinvestitionen und 3,2 % des<br />
Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2006 ausmachten. 32<br />
Das unterstreicht den vierten Punkt, nämlich, dass das Wachstum ärmerer Länder<br />
nicht zwangsläufig von Investitionen aus den reichen Ländern abhängt. Multinationale<br />
Konzerne setzen oft Subunternehmen ein wie die berüchtigten Aus-<br />
29<br />
UNCTAD, Handbook of Statistics 2006-7; National Bureau of Statistics of China: www.stats.-<br />
gov.cn<br />
30<br />
UNCTAD, World Investment Report 2007. Wie überzeichnet wird an den Endsummen deutlich,<br />
die nahelegen, die Welt hätte in den 1990er Jahren einen Netto-Abfluss von über einer Billion<br />
US-Dollar erfahren. Weltweit sollten sich Nettoflüsse natürlich gegenseitig annullieren.<br />
31<br />
UNCTAD, World Investment Report 2007.<br />
32<br />
UNCTAD, FDI country profiles, 2007: www.unctad.org