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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Globalisierungsmythen und die »New Economy« 161<br />

Der Kapitalismus, wie Marx und Engels schon vor langer Zeit hervorhoben,<br />

befindet sich in einem steten Wandel. Wir haben jedoch wenig Grund zu der Annahme,<br />

dass die jüngeren Verschiebungen den altbekannten Problemen der gewerkschaftlichen<br />

und sozialistischen Organisierung eine grundlegend neue Dimension<br />

hinzugefügt haben. Sogar in der Produktion bleibt Kapitalflucht die<br />

Ausnahme. Das Kapital pflegt die Vorstellung, es könnte mühelos der Militanz<br />

und hohen Löhnen entkommen, aber nur selten gelingt ihm eine so reibungslose<br />

Verlagerung, wie es sie propagiert. Das riesige Lohngefälle hat keinen Investitionsansturm<br />

von reichen in die armen Länder provoziert. Es hat bedeutende Bewegungen<br />

gegeben, aber in spezifischen Sektoren und oft auf höchst ungleichmäßige<br />

Weise. In vielen Sektoren des Kapitals, in den untergehenden Industrien<br />

des Primärsektors, aber ebenso in vielen expandierenden Dienstleistungsindustrien,<br />

besteht noch weniger Aussicht auf Kapitalverlagerung. Die Probleme der<br />

Gewerkschaftsbewegung hängen bestenfalls entfernt mit der Kapitalmobilität zusammen.<br />

Und obwohl die Restrukturierung von Konzernen viele etablierte Bastionen<br />

der Gewerkschaften in Mitleidenschaft gezogen hat, hat sie weder eine<br />

Rückkehr zur kleinteiligen Heimindustrie noch ein Ende der Entfremdung am<br />

Arbeitsplatz bewirkt. Sie hat effektive Strategien für die Organisierung am Arbeitsplatz<br />

nicht ad acta gelegt. Damit soll keineswegs die Bedeutung der Betriebsgröße<br />

und eines taktischen Denkens, wie Arbeitskämpfe am besten verbreitet<br />

und gestärkt werden können, heruntergespielt werden. Die Umstände variieren.<br />

Wenn eine europäische Schuhfabrik geschlossen und die Produktion ins Ausland<br />

verlagert wird, wird ihr Fortbestand möglicherweise in der Tat davon abhängen,<br />

ob es gelingt, externe Verbündete zu finden. Es wäre eine politische Dummheit,<br />

Zahlen auszugraben, die beweisen, dass eine solche Erfahrung atypisch ist. Es<br />

wäre aber ebenso ein Fehler zu argumentieren, dass alle Arbeiter mit den gleichen<br />

Problemen konfrontiert seien. Eisenbahner, Bauarbeiter, Krankenhausbeschäftigte<br />

und Menschen in vielen anderen Berufen, auch in der verarbeitenden<br />

Industrie, besitzen sehr wohl reale Macht am Arbeitsplatz – obwohl auch sie gut<br />

beraten sind, ihre sektionalen Kämpfe auf eine breitere Grundlage zu stellen.<br />

Die Möglichkeit, die unmittelbare Ausbeutung am Arbeitsplatz zu bekämpfen,<br />

bietet einen unverzichtbaren und bleibenden Ausgangspunkt für den internationalen<br />

Sozialismus.<br />

Literatur<br />

Ackers, Peter, Chris Smith und Paul Smith, 1996, Against All Odds? British Trade<br />

Unions in the New Workplace, in Peter Ackers, Chris Smith und Paul Smith<br />

(Hrsg.), The New Workplace und Trade Unionism (Routledge).

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