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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse 201<br />

Die Frauenfrage ist somit letztlich im Kern auch eine Klassenfrage. Strategien,<br />

die allein auf die formale Gleichstellung oder eine Veränderung des Bewusstseins<br />

abzielen, bleiben zahnlos.<br />

Es ist unmöglich, Frauenunterdrückung zu beseitigen, solange die wirtschaftlichen<br />

Grundlagen fortbestehen, auf der sie beruht. Das Ziel kann nur durch eine<br />

Veränderung der Produktionsverhältnisse und eine völlige Gleichstellung von<br />

weiblichen Erwerbstätigen in der Produktionssphäre sein. Wirkliche Veränderungen<br />

wurden in der Vergangenheit demnach auch nur erzielt, wenn Fortschritte in<br />

der Gleichstellung mit Organisierung und Kämpfen der Arbeiterklasse einhergingen.<br />

22 Die Einbindung von Frauen in gewerkschaftliche Organisationen und<br />

der gemeinsame Kampf der Arbeiterklasse stellten daher auch von Anfang an<br />

ein Hauptanliegen der proletarischen Frauenbewegung dar. Ihre historische Entwicklung,<br />

ihre Inhalte sowie verschiedene weibliche Arbeiterinnenkämpfe, werden<br />

nun im Folgenden detailliert dargestellt.<br />

2. Gewerkschaften und Frauen – von den Anfängen bis zur<br />

Gegenwart<br />

Die junge Arbeiterbewegung und die Erste Internationale<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten sich die ersten Gewerkschaften in<br />

Deutschland zunächst aus Berufsverbänden. Fast ausschließlich männliche<br />

Handwerker aus alten Zünften schlossen sich zusammen, um einer Entwertung<br />

ihrer häufig noch handwerklichen Facharbeit durch die aufkommende Großindustrie<br />

etwas entgegenzusetzen. Diese ersten gewerkschaftlichen Zusammenschlüsse<br />

etwa der Zigarrenarbeiter oder Buchbinder lehnten eine Teilnahme<br />

von Frauen an ihrer Organisation ab. Frauenarbeit mit ihren niedrigeren Löhnen<br />

wurde oft als »Schmutzkonkurrenz« empfunden, die es zu unterbinden galt. 23<br />

Eine wichtige Rolle spielte dabei der Konflikt in der Arbeiterschaft zwischen<br />

Gelernten und Ungelernten, wobei die Frauen fast ausschließlich in letzterer<br />

Gruppe zu finden waren. Nicht wenige der Berufsverbände lehnten eine Aufnahme<br />

ungelernter Arbeitskräfte ab, empfanden diese als minderwertige, billige<br />

Hilfskräfte, welche die qualifizierten Arbeiter verdrängten. 24 Die ablehnende Hal-<br />

22<br />

Cliff, Tony: Class struggle & Women’s liberation. 1640 to the present day, London 1984, S. 224ff.<br />

23<br />

Marx und Engels beschrieben diese Entwicklung bereits im Kommunistischen Manifest: »Die<br />

moderne Industrie hat die kleine Werkstube des patriarchalischen Meisters in die große Fabrik<br />

des industriellen Kapitalisten verwandelt. […] Je weniger die Handarbeit Geschicklichkeit und<br />

Kraftäußerung erheischt, d. h., je mehr die moderne Industrie sich entwickelt, desto mehr wird<br />

die Arbeit der Männer durch die der Weiber und Kinder verdrängt. Geschlechts- und Altersunterschiede<br />

haben keine gesellschaftliche Geltung mehr für die Arbeiterklasse. Es gibt nur noch<br />

Arbeitsinstrumente, die je nach Alter und Geschlecht verschiedene Kosten machen.«<br />

24<br />

Losseff-Tillmanns, Gisela: Frauenemanzipation und Gewerkschaften, Wuppertal 1978, S. 31f

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