05.11.2013 Aufrufe

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

230 Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse<br />

dessen für den Kampf gewonnen, führt dieser Bewusstseinsprozess oft zu einem<br />

viel überzeugenderem Einsatz. 105<br />

Es gibt also nicht »den« Generalschlüssel, »das« Thema für die Organisierung<br />

von Frauen. Wenn, dann besteht die Aufgabe darin, ihre besondere Situation anzuerkennen<br />

und besonders intensiv auf ihre konkreten Fragen, Bedürfnisse und<br />

Interessen einzugehen. Bestimmen Frauen das Geschehen, können sie am besten<br />

artikulieren, was für sie wichtig ist und ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln. Auch<br />

das ist eine Erkenntnis der alten Arbeiterbewegung. Paule Thiede, Buchdruckerin,<br />

Vorkämpferin der Gewerkschaftsbewegung und Namensträgerin der Straße,<br />

in der sich die ver.di-Bundeszentrale in Berlin befindet, wies darauf schon Beginn<br />

20. Jahrhundert hin:<br />

… in den Werkstattversammlungen, wo wir Gelegenheit haben, enger miteinander in<br />

Verbindung zu treten, da legen auch die Arbeiterinnen jede Scheu ab, da wissen sie<br />

genau die Mängel anzuführen, unter denen sie leiden, und Abhülfevorschläge zu machen;<br />

da haben wir manche gefunden, die jeden Vergleich mit jetzt vorhandenen Gewerkschaftsbeamten<br />

aushält und deren Pflichten ohne weiteres übernehmen könnte.<br />

106<br />

Bestimmen Frauen das Geschehen, können sie am besten selbst artikulieren, was<br />

für sie wichtig ist. So ist es kein Zufall, dass bei dem erstreiktem Tarifvertrag des<br />

Sparkassen-Callcenter in Halle (neben den Entgelten) die Einrichtung einer Mutti-<br />

bzw. Elternschicht außerhalb der abendlichen Arbeitszeiten eine wichtige Rolle<br />

spielte. Unter den Beschäftigten gibt es viele Frauen, die bei der Streikauseinandersetzung<br />

mit an vorderster Front standen.<br />

Fazit<br />

Entscheidend für gewerkschaftlichen Fortschritt bleibt der Kampf und die gemeinsame<br />

Aktivität. Jede Möglichkeit, gemeinsam aktiv zu werden, kollektive Erfahrung<br />

zu sammeln, muss genutzt werden. Die gemeinsame Aktivität ist nicht<br />

nur notwendig, um die soziale Lage zu ändern, sondern sie ist auch der Schlüssel,<br />

Vorurteile und rückwärtsgewandte Ideen – bei Frauen und Männern – in Frage<br />

zu stellen und zu überwinden.<br />

Auch hier können wir aus der Geschichte lernen. Beispielhaft dafür ist die<br />

Massenstreikdebatte in SPD und Gewerkschaften zu Beginn des 20. Jahrhundert.<br />

Die selben Gewerkschaftsführer, die wenig Möglichkeiten sahen, Frauen zu organisieren,<br />

warnten vor der Propagierung des Massenstreiks, unter anderem weil sie<br />

– wie Clara Zetkin 1905 beklagte – »das Einströmen großer zum Teil noch rück-<br />

105<br />

Gespräch mit einer Vertrauensfrau der Stuttgarter Erzieherinnen auf dem Kongress »Erneuerung<br />

durch Streik« in Stuttgart Anfang März <strong>2013</strong>.<br />

106<br />

Losseff-Tillmanns, Frauenemanzipation und Gewerkschaften, S. 323.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!