MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

Die Arbeiterklasse heute 123
Nun gehört allerdings nicht nur ein beschäftigter Teil zur Arbeiterklasse, sondern
auch ein »überflüssiger« oder arbeitsloser Teil oder, wie Marx es ausdrückt,
die »Reserve. Deshalb werden auch Erwerbslose und Rentner, Studierende und
Schüler dazu gezählt – soweit sie der Arbeiterklasse entstammen – weil sie ihren
Lebensunterhalt auch aus dem Lohn der »aktiven« Arbeiter bestreiten. Insgesamt
machen daher diejenigen, die lohnabhängig sind, eine größer werdende Mehrheit
der Gesellschaft aus.
Abb. 2: Entwicklung der Wirtschaftssektoren in Deutschland
Quelle: Statistisches Bundesamt
Was aber stattgefunden hat, ist eine strukturelle Veränderung. Die Arbeiterklasse
hat nicht an Bedeutung für den Produktionsprozess verloren, aber ihre Zusammensetzung
hat sich verändert. Während der sogenannte primäre Sektor,
also Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei, in Deutschland erheblich an Bedeutung
verloren hat und die Bedeutung des industriellen (sekundären) Sektors
auch abgenommen hat, arbeiten mittlerweile fast 75 Prozent der Erwerbstätigen
in Dienstleistungsberufen (vgl.: Abb. 2).
Die wichtigste Veränderung ist der relative und absolute Rückgang der Zahl
der Arbeiter im sogenannten produzierenden Gewerbe. Die Zahl aller im produzierenden
Gewerbe Beschäftigten fiel allein von 1991 bis 2012 von 14 auf 10,2
Millionen, also um fast 4 Millionen. Anteilmäßig ging ihre Zahl von 36,1 auf 24,7