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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Die Klassenkämpfe in Europa 293<br />

Die revolutionäre Linke war in der Lage, die Streikbewegung in dieser Phase zu<br />

beeinflussen, sie griff die weit verbreitete Forderung nach unbefristeten Arbeitsniederlegungen<br />

auf, und kurz schien es, als könnte der Aufruf befolgt werden.<br />

Wo es aber solche Aktivitäten gab, blieben sie isoliert. Ein Beispiel ist die Arbeitsniederlegung<br />

und Blockade von Ölraffinerien, die ein Drittel der Tankstellen<br />

Frankreichs lahmlegte. Das hätte das Fanal für einen unbefristeten Generalstreik<br />

werden können, letztlich aber waren die Gewerkschaftsführungen sowohl auf<br />

nationaler als auch lokaler Ebene in der Lage, diesen Druck von unten einzudämmen.<br />

Die Polizei wurde eingesetzt, um die Streikposten anzugreifen und die<br />

Ölblockade aufzulösen.<br />

Die Gewerkschaften schafften es, eine Kette eintägiger Aktionen zu organisieren,<br />

die dem Zorn der Arbeiter Ausdruck verliehen, aber letztlich ließen sie zu,<br />

dass die Bewegung an Schwung verlor und Nikolas Sarkozy sein Gesetz durchbringen<br />

konnte, mit dem das Renteneintrittsalter angehoben wurde. Ende Oktober<br />

war mehr oder weniger die Luft aus den Protesten und Streiks raus und weniger<br />

radikale Flügel der Intersyndicale fingen an, sich von den Aktionen zu distanzieren.<br />

Ein Mitarbeiter des CFDT-Vorsitzenden sagte einer Zeitung: »Insgeheim<br />

würden es einige Vorstandsmitglieder des Gewerkschaftsbunds nicht bedauern,<br />

wenn sich die Bewegung im Sande verläuft. Sie wissen, dass Sarkozys Regierung<br />

nie nachgeben wird. Je länger die Bewegung anhält, desto schwieriger<br />

wird es, die Frustration der Protestierenden intern zu handhaben.« 56 Die CFDT<br />

schlug Verhandlungen vor, und die CGT folgte ihr mit kurzem Abstand. Die radikale<br />

Linke war nicht in der Lage, die Situation zu nutzen und die Kampfbereitschaft<br />

der Basis zu koordinieren oder das Schwanken der Gewerkschaftsführungen<br />

zu überwinden.<br />

Nach dieser Niederlage fand die Verbitterung ihren politischen Ausdruck in<br />

der Wahl einer sozialistischen Regierung und dem starken Abschneiden der<br />

Front de Gauche. 57 Aber die Streikaktivität ging nach dem Jahr 2011 zurück. Die<br />

neueren Arbeitskämpfe bestanden zumeist aus Abwehrschlachten gegen Lohnsenkungen<br />

oder Standortschließungen. Diese Auseinandersetzungen sind, wie<br />

die Streiks in der Automobilindustrie zeigen, allerdings häufig ziemlich militant.<br />

Hunderte Arbeiter besetzten im Januar und Februar die PSA Peugeot-Citroën-Fabrik<br />

in Aulnay-sous-Bois. Dieser Kampf wurde von einem Komitee angeführt,<br />

das sich hauptsächlich aus Mitgliedern der Gewerkschaften CGT und<br />

SUD zusammensetzte, denen sich gewerkschaftlich nicht organisierte Arbeiter<br />

sowie einige Mitglieder der CFDT anschlossen. 58 Die Streikenden versuchten, ih-<br />

56<br />

Erlanger, 2010.<br />

57<br />

Die NPA dagegen ist in die Krise gestürzt, was ihren Einfluss auf den Gang der Ereignisse erheblich<br />

geschwächt hat. Siehe Callinicos, 2012 b; Godard, <strong>2013</strong>.<br />

58<br />

Auto Critique, <strong>2013</strong>.

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