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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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212 Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse<br />

trug (1920 noch 1,7 Millionen). Ihr Anteil an allen Gewerkschaftsmitgliedern fiel<br />

auf 15 Prozent (1920 noch 22 Prozent) (Tabelle 2). So schwach sich die Gewerkschaftsführungen<br />

bei der Organisierung der Frauen erwiesen, so schwach waren<br />

sie bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise 1928–1933 und des deutschen Faschismus.<br />

Derselbe Gewerkschaftsführer Leipert, der die berechtigten Anliegen<br />

der Frauen bekämpfte, versuchte noch bei der Hitler-Regierung mit nationalistischen<br />

Tönen eine Anerkennung der Gewerkschaften zu erreichen. 58 Doch alles<br />

half nichts. Die Gewerkschaften wurden zerschlagen, tausende Mitglieder ermordet.<br />

Den arbeitenden Frauen war damit auf absehbare Zeit jegliche Möglichkeit<br />

genommen, sich frei zu organisieren und für ihre Emanzipation zu kämpfen.<br />

Vor dem Hintergrund des Aufschwungs der Rüstungswirtschaft nahm über die<br />

Mitte der 1930er Jahre in Nazideutschland die Frauenbeschäftigung – trotz reaktionärer<br />

Ideologie, der Ort der Frau seien Heim und Herd – zunächst weiter zu.<br />

Aber anders als im Ersten Weltkrieg stoppte dieser Prozess in der Kriegszeit.<br />

Trotz Arbeitskräftemangel und Forderungen aus dem Wirtschafts- und Staatsapparat<br />

stellte sich die Spitze der Nazis mit verschiedenen Maßnahmen gegen einen<br />

weitreichenden Einsatz von Frauen in der Kriegswirtschaft. Die Arbeitskräftelücke<br />

wurde durch den Einsatz von Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern (oftmals<br />

weiblich) geschlossen, deren Zahl sich 1944 auf über sieben Millionen belief.<br />

59<br />

Aufstand der Angelernten: Gewerkschaftliche Frauenpolitik im<br />

Nachkriegsdeutschland<br />

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte die Gewerkschaftspolitik bald<br />

auf alte Pfade zurück. Nicht wenige der Frauen, die infolge des Krieges mit dem<br />

Tod oder der Verletzung vieler Männer Ende der 1940er Jahre die Mehrheit aller<br />

Berufstätigen stellten, wurden aus der Arbeit gedrängt. Und auch innerhalb der<br />

Gewerkschaften fanden sie sich schnell am Rand wieder, obwohl sich viele von<br />

ihnen zentral am Neuaufbau der Gewerkschaften beteiligten. 1946 hatte die Gewerkschaftskonferenz<br />

in der britischen Besatzungszone noch gefordert, für Frauen<br />

das Recht zur Ausbildung zur Facharbeiterin festzuschreiben als Voraussetzung<br />

für die angestrebte Gleichberechtigung. Dieses Recht der Frau auf Erwerbsarbeit<br />

suchte man 1949 in den Leitsätzen des DGB-Gründungskongresses<br />

ebenso vergebens wie in seinen 1951 verabschiedeten Richtlinien. 60<br />

58<br />

Klönne, Die deutsche Arbeiterbewegung, S. 250.<br />

59<br />

Die Frauen-Beschäftigung stieg zwischen Mai 1939 und September 1944 insgesamt nur von 14,6<br />

Millionen auf 14,9 Millionen, vgl. Winkler, Dörte: Frauenarbeit im Dritten Reich, Hamburg<br />

1977, S. 201.<br />

60<br />

Schambach-Hardtke, Lydia: Gender und Gewerkschaften, Opladen 2005, S. 52f.

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