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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Zu Theorie, Geschichte und Funktion des Rassismus 321<br />

»Rassendiskriminierung« verstanden und kritisiert. Dass die Menschheit naturgeschichtlich<br />

in »Rassen« geteilt ist, wurde als evident angenommen; zu überwinden<br />

gälte es die Hierarchisierung der verschiedenen Rassen in höher- und minderwertige.<br />

Dieses Verständnis von Rassismus verlor im Verlauf der Nachkriegsjahrzehnte<br />

an Überzeugungskraft, als naturwissenschaftliche Forschungen nachwiesen, dass<br />

biologisch definierbare »Menschenrassen« nicht existieren. Zugleich wurde, vor<br />

allem im deutschsprachigen Raum, unter dem Eindruck des »rassisch« rationalisierten<br />

Völkermords der Nationalsozialisten, die diskursive Legitimität der Rede<br />

von »Menschenrassen« gesellschaftlich marginalisiert.<br />

Das bedeutete jedoch nicht, dass damit auch der Rassismus verschwunden<br />

wäre. Vielmehr zeigte sich, dass rassistische Diskurse nicht auf den Begriff »Rasse«<br />

angewiesen waren; an dessen Stelle konnten andere, weniger verfängliche Begriffe<br />

gesetzt werden wie »Ethnie«, »Herkunft«, »Hautfarbe« oder »Kultur«.<br />

Gleich blieb, und bleibt bis heute, die Funktion dieser Begriffe. Sie werden eingesetzt,<br />

um scheinbar objektiv existierende »Andersheit« zu markieren.<br />

Dieser Sachverhalt wird in Volkhards Artikel dargestellt als »Formwechsel des<br />

Rassismus: weg vom biologistischen Rassismus hin zu einem neuen, kulturalistischen<br />

Rassismus«. 5 Zu Recht weist er darauf hin, dass »Ethnie« oder »Kultur«<br />

»häufig nur anstelle des allzu diskreditierten Begriffs ›Rasse‹ benutzt« werden. 6<br />

Wenn wir jedoch ernst nehmen, dass die Ideologien des Rassismus nicht notwendig<br />

mit Ideologien der Rassen verbunden sein müssen, stehen wir vor der theoretischen<br />

Herausforderung, »die konzeptionelle Verknüpfung zwischen Rassismus<br />

und dem Diskurs der ›Rasse‹ aufzubrechen«. 7<br />

Wie geht Volkhard mit dieser Herausforderung in seiner Definition des Rassismus<br />

um? Zunächst nennt er Rassismus »eine ›von oben‹ konstruierte Ideologie,<br />

ein Beispiel dafür, dass, wie Marx und Engels es formulierten, die ›Gedanken der<br />

herrschenden Klasse […] in jeder Epoche die herrschenden Gedanken sind‹«. 8<br />

Später präzisiert er: Es handle sich dabei wesentlich um »die Diskriminierung<br />

und Unterdrückung bis hin zur Vertreibung oder Vernichtung von Menschen anderer<br />

Herkunft oder Kulturen als minderwertige oder bösartige gegenüber anderen,<br />

überlegenen oder höherwertigen«. Diese könne sich »gegen Menschen anderer<br />

Hautfarbe, Menschen fremder Herkunft, […] oder Menschen aus anderen<br />

Kulturen richten«. 9<br />

5<br />

Mosler S. 38.<br />

6<br />

Mosler S. 40.<br />

7<br />

Miles, Robert Racism, London/New York 1989, S. 69.<br />

8<br />

Mosler S. 20.<br />

9<br />

Mosler S. 33.

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