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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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142 Globalisierungsmythen und die »New Economy«<br />

mit sollen die behaupteten Veränderungen nicht einfach geleugnet werden, vielmehr<br />

geht es darum, sie sorgsam und kritisch abzuwägen.<br />

Die Ausmaße, in denen das Kapital seine Standorte gewechselt hat, haben historisch<br />

stark variiert. Es gab eine frühere Phase der Internationalisierung im 19.<br />

und frühen 20. Jahrhundert. Im Jahr 1914 summierten sich die direkten Auslandsinvestitionen<br />

(FDI – Foreign Direct Investment) Großbritanniens auf 53 Prozent<br />

des Bruttoinlandsproduktes – ein mit der heutigen Zeit vergleichbarer Anteil.<br />

17 Andere Industrieländer wiesen niedrigere Raten aus, aber auch diese wurden<br />

erst in den 1980er und 1990er Jahren übertroffen. Viele multinationale Konzerne,<br />

die für uns heute ein Begriff sind, waren damals schon gut im Rennen.<br />

Zwischen den Kriegen sank die Investitionstätigkeit im Ausland. Und während<br />

der langen Aufschwungphase nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierten sich<br />

die Investitionen lange Zeit auf die Inlandsmärkte der reichen Industrieländer.<br />

Jene FDI, die es gab, gingen vorrangig in andere reiche Länder. Während im Jahr<br />

1914 die Hälfte aller Auslandsinvestitionen in ärmere Länder ging und 1938 sogar<br />

zwei Drittel, waren es 1960 nur noch 20 Prozent. 18 Das Kapital ist in der Tat<br />

stets auf der Suche nach billigeren Arbeitskräften, es gibt aber eine Reihe politischer<br />

und wirtschaftlicher Gründe, warum eine Konzentration von Investitionen<br />

profitabel sein kann und ein Standortwechsel schwierig.<br />

Allein schon die Möglichkeit, den Standort zu wechseln, verleiht natürlich dem<br />

Kapital Macht. 19 Schon in den 1980er Jahren, bevor das Wort Globalisierung in<br />

aller Munde lag, gelang es Managern der US-Automobilindustrie, einen Unterbietungswettbewerb<br />

in Bezug auf Löhne und Arbeitsbedingungen zwischen den<br />

verschiedenen Niederlassungen anzustoßen. Allerdings stieg die Zahl der Beschäftigten<br />

in der Automobilindustrie in den reichen Ländern zwischen 1970 und<br />

2001. 20 Unternehmen malen mit Hilfe ihrer politischen Helfershelfer das Gespenst<br />

der Mobilität an die Wand, um die Arbeiter unter Druck zu setzen oder<br />

Regierungen zu Zugeständnissen zu drängen. Die UNO veröffentlichte 2005<br />

eine Umfrage, in der Unternehmen China als ihr bevorzugtes Ziel für zukünftige<br />

Investitionen nannten. Indien belegte den zweiten Platz und vier weitere arme<br />

Länder befanden sich unter den ersten zehn: Russland an vierter, Brasilien an<br />

fünfter, Mexiko an sechster und Thailand an neunter Stelle. 21 In Wirklichkeit<br />

flossen im darauffolgenden Jahr 66 Prozent aller Auslandsinvestitionen in gestandene<br />

reiche Länder, und lediglich China (an fünfter) und Hong Kong (an<br />

siebter Stelle) fanden sich unter den zehn bevorzugten Zielländern wieder. Russ-<br />

17<br />

Held, McGrew, Goldblatt und Perraton, 1999, S. 275.<br />

18<br />

Kenwood und Loughheed, 1992; Dunning, 1993.<br />

19<br />

Thomas, 1997.<br />

20<br />

Pilat, Cimper, Olsen und Webb, 2006.<br />

21<br />

UNCTAD prospects assessments 2005: www.unctad.org/fdiprospects

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