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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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328 Zu Theorie, Geschichte und Funktion des Rassismus<br />

im gegenwärtigen antimuslimischen Rassismus ablesen, oder auch an der Beharrlichkeit<br />

teils uralter antisemitischer Stereotypen. 34<br />

Wenn Rassismus zur Stabilisierung und Reproduktion von Klassengesellschaften<br />

beiträgt, stellt sich jedoch die Frage, wie dies funktioniert. Volkhards Antwort,<br />

die er mit weiten Teilen der »klassischen« marxistischen Analysen zu dem<br />

Thema teilt, ist, dass Rassismus »zur Unterdrückung des Widerstands durch Spaltung<br />

der unterdrückten Klassen« beiträgt. 35 Damit ist auch klar, wem Rassismus<br />

nützt. Peter Alexander (nicht der österreichische Sänger, sondern Ende der<br />

1970er Jahre führendes Mitglied der englischen SWP und National Organiser der<br />

Anti Nazi League) bringt diese Position auf den Punkt: »Racism, because it divides<br />

workers, is in the interests of capital.« 36<br />

Diese Aussage ist in ihrer Allgemeinheit jedoch ebenso wahr wie falsch – und<br />

deshalb wenig nützlich. Wahr ist die von Volkhard betonte Marx’sche Einschätzung,<br />

»dass die englische Arbeiterklasse sich [mit rassistischen Vorurteilen] selbst<br />

ein Bein stellt«. 37 UnternehmerInnen profitieren von rassistischen Verhältnissen;<br />

eine ArbeiterInnenklasse, die nicht entlang rassistischer Linien gespalten ist, kann<br />

ihre Interessen weit effektiver durchsetzen. Aber bedeutet das auch, dass rassistische<br />

ArbeiterInnen, wie Volkhard schreibt, »gegen ihre eigenen Interessen« handeln?<br />

38 Das impliziert, dass ArbeiterInnen, die der »dominanten« Seite rassistischer<br />

Verhältnisse zugeschlagen werden – z. B. als »weiße« Deutsche – gar keinen<br />

Nutzen aus Rassismus ziehen würden. Das halte ich für falsch. Einerseits, weil<br />

die Arbeitsteilung innerhalb der Klasse der Lohnabhängigen wesentlich entlang<br />

rassistischer Linien strukturiert ist; das bedeutet, dass »weiße Deutsche« im Verhältnis<br />

zu rassistisch unterdrückten ArbeiterInnen relativ erträglichere Arbeitsbedingungen,<br />

höhere Löhne und bessere Aufstiegsmöglichkeiten vorfinden. Das<br />

verträgt sich übrigens auch ganz wunderbar mit der Bemerkung von Karl Marx<br />

im ersten Band von Das Kapital, wonach »die Wertbestimmung der Arbeitskraft<br />

ein historisches und moralisches Element« enthalte. 39 (Wie sich diese statistische<br />

Verallgemeinerung in konkreten Fällen, Branchen und besonders im Kontext krisenbedingter<br />

»Umstrukturierungen« der Ökonomie darstellt, müsste natürlich<br />

spezifisch untersucht werden.)<br />

34<br />

Vgl. Attia, Iman Die »westliche Kultur« und ihr Anderes. Zur Dekonstruktion von Orientalismus und antimuslimischem<br />

Rassismus, Bielefeld 2007; Messerschmidt, Astrid »Rassismusanalyse in einer postnationalsozialistischen<br />

Gesellschaft«, in: Melter, Claus, Paul Mecheril (Hg.), Rassismuskritik. Bd. 1,<br />

Rassismustheorie und -forschung, Schwalbach/Ts. 2009, S. 59-74.<br />

35<br />

Mosler, S. 30.<br />

36<br />

Alexander, Peter Racism, Resistance and Revolution, London 1987, S. 135.<br />

37<br />

Mosler, S. 26.<br />

38<br />

Mosler, S. 50.<br />

39<br />

Marx, Karl Das Kapital. Kritik der Politischen Ökonomie, Bd. 1, MEW 1962, Bd. 23, S. 185.

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