MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013
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Strategien gewerkschaftlicher Erneuerung 73<br />
sollten. Bereits jetzt gibt es viele Ansatzpunkte für eine Sammlung der kritischen<br />
Kräfte. Ein Sammelpunkt könnte dafür das Ringen um die Beteiligung der Gewerkschaften<br />
an europäischen Aktionstagen und Protesten wie Blockupy sein.<br />
Intern ist z. B. die IG Metall-Führung für ihre Passivität zum 14. November<br />
2012 etwa auf der zentralen Vertrauensleutekonferenz massiv von der Basis kritisiert<br />
worden.<br />
2. Bescheidenheit ist angesagt: Von der Klasse lernen. Für einen Vernetzungs- und<br />
Lernraum kämpferischer Kerne<br />
Die Arbeiterbewegung in Deutschland ist in der Defensive. Aber gleichzeitig gibt<br />
es viele bedeutende Kämpfe, in denen sich Aktivisten herausbilden. 1000 Streiks<br />
seit 2001 allein im Organisationsbereich von ver.di zeigen an, dass sich hier viele<br />
betriebliche und gewerkschaftliche Aktive herausbilden, die in den letzten Jahren<br />
wichtige Streikerfahrungen gesammelt haben. Allerdings bedeutet die vorherrschende<br />
mehrheitlich sozialpartnerschaftliche und sozialpazifistische Ausrichtung<br />
der Gewerkschaften, dass diese ihren betrieblichen, aber auch den kämpferischen<br />
und aktiven Hauptamtlichen wenig Austausch- und Lernräume bieten. Die Erfahrung<br />
von wichtigen Kämpfen wie etwa der Streik bei S-Direkt oder der Streik<br />
an der Charité 2011, die jeweils für ihre Bereiche Pionierarbeit geleistet haben,<br />
werden nicht verallgemeinert, meist nicht mal in der Organisation zur Diskussion<br />
gestellt. So werden etwa die Aktivisten der Charité informell in so viele Tarifkommissionen<br />
und Betriebsgruppen eingeladen, dass sie kaum hinterherkommen.<br />
Aber die Organisation als Ganzes oder die Führung des Fachbereichs Gesundheit<br />
hat sich diese Erfahrung nicht angeeignet. 64 Ein Raum, wo Aktivisten<br />
sich austauschen und voneinander lernen, ist also dringend von Nöten.<br />
Die LINKE hat sich oft lokal einen guten Namen als Solidaritätskraft gemacht.<br />
Abgeordnete sind zu den Streiks gegangen und haben sich solidarisiert (oft mehr<br />
als einmal, sondern regelmäßig). Die LINKE hat aktuelle Stunden in Parlamenten<br />
genutzt oder mit Pressearbeit geholfen und Funktionäre und einfache Mitglieder<br />
haben praktische Solidarität geleistet. Manchmal führte dies auch zum<br />
64<br />
Es ist schon absurd, dass etwa die Organizer aus den Projekten an den Uniklinika der MHH in<br />
Hannover und in Göttingen, nach dem sie dort, auch unter schwierigen Bedingungen Organizing-Projekte<br />
über zwei Jahre durchgeführt und Aktivennetzwerke »Pflege-Netzwerke« aufgebaut<br />
haben, dann zwar ein Handbuch herausbringen konnten »Wir sind die Pflegekraft« aber in<br />
der Folge in einen völlig neuen Bereich (Einzelhandel) geschickt wurden. Die wertvollen Erfahrungen<br />
wurden nicht verallgemeinert, obwohl die Organizer mit einem Tagesseminar-Angebot<br />
mit eingebauten Blitz, also einer aktiven Ansprache über die Stationen durchaus ein geeignetes<br />
Mittel gefunden hatten aktivierende Ansprachen schnell diskutier- und ausprobierbar zu machen.<br />
Ähnlich unverständlich ist das Nicht-Lernen aus dem Arbeitskampf an der Charité 2011. Auch<br />
hier wurden neue Organisationsformen pioniermäßig erschlossen, etwa eine Notdienst-Vereinbarung,<br />
die es so noch nie gegeben hatte.