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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Globalisierungsmythen und die »New Economy« 149<br />

dann gibt es Grund für die Annahme, dass Staaten Widerstand leisten können.<br />

Diese Annahme war oft Gegenstand grundlegender wissenschaftlicher Kontroversen,<br />

obwohl ihre Vertreter wichtige theoretische, historische und zeitgenössische<br />

empirische Argumente ins Feld führen konnten, die dafür sprechen, den<br />

vermeintlichen Rückzug des Staats in den Bereich der Mythologie zu verbannen.<br />

55 Diese »skeptischen« Gegenargumente haben zuweilen einen ärgerlichen<br />

nationalistischen Unterton, dennoch unterstreichen sie das Ausmaß des Interventionismus<br />

sogar seitens vorgeblich liberaler Staaten. 56 Der behauptete Rückzug<br />

des Staats basiert auf einem falschen Verständnis seines Wesens unter dem<br />

Kapitalismus – wie Leser dieses Journals unschwer erkennen werden. Zwischen<br />

Staat und Kapital kann es zu Spannungen kommen, dies bedeutet aber nicht,<br />

dass beide in einem grundsätzlichen Widerspruch zueinander stehen. Es ist eine<br />

reformistische Illusion zu glauben, Sozialisten könnten jemals den Staat erobern<br />

und ihn für ihre eigenen Ziele dienstbar machen, ohne den globalen Kapitalismus<br />

grundlegend herauszufordern. Die Staatsmacht ist jedoch nicht einfach auf<br />

Kapitalinteressen reduzierbar, und sogar eine nur begrenzte Autonomie ist nicht<br />

unwichtig, weil sich dadurch die Möglichkeit eröffnet, auf nationaler Ebene einige<br />

Reformen zu erkämpfen, wie fragil auch immer diese sein mögen. Die Grenzen<br />

des Reformismus zu identifizieren bedeutete noch nie, den Kampf um Reformen<br />

abzulehnen, obwohl es möglicherweise schwieriger geworden ist, sie<br />

durchzusetzen und auf Dauer zu verteidigen.<br />

In diesem Zusammenhang scheinen mir zwei einfache Feststellungen wichtig.<br />

Erstens gibt es wenig Anhaltspunkte für einen wirtschaftlichen Niedergang des<br />

Staats. Staatliche Ausgaben, darunter auch für Sozialleistungen, sind in den meisten<br />

reichen Ländern seit 1980 gestiegen. 57 Die Staatsquoten heben sich stark von<br />

denen vor dem Zweiten Weltkrieg und gar denen im 19. Jahrhundert ab. Und<br />

hohe Staatsausgaben gehen keineswegs mit wirtschaftlichem Desaster einher,<br />

was auf deren besondere Unhaltbarkeit hinweisen würde. 58 Zumindest in den<br />

größeren reichen Ländern haben die Staaten Zugang zu den gleichen Technologien,<br />

durch die sie angeblich ausgehöhlt werden, und die sie bei Bedarf auch problemlos<br />

einsetzen, beispielsweise um Geldüberweisungen nach Kuba oder auf<br />

die Konten vorgeblicher Terroristen zu überwachen. 59 Sogar relativ arme Länder<br />

wie Chile und Malaysia haben mit passablem Erfolg Kapitalkontrollen eingeführt.<br />

55<br />

Hirst und Thompson, 1999; Weiss, 1999.<br />

56<br />

Harman, 1996; MacLean, 2000.<br />

57<br />

Glyn, 2006.<br />

58<br />

Garrett, 2000.<br />

59<br />

Henwood, 1998; Gowan, 1999.

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