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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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250 Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit<br />

tanen, von der Gewerkschaftsführung nicht kontrollierten Streikbewegungen<br />

von 1969 und 1973, nicht mehr zutrauten, die Mitgliedschaft im Zaum zu halten.<br />

Aus Sicht der IG-Metall-Führung musste es in diesem Arbeitskampf also auch<br />

darum gehen, das verlorengegangene Vertrauen der Gegenseite zurückzugewinnen.<br />

Nach dem eindeutigen Votum der Tarifkommission für die 35-Stunden-Woche<br />

bei vollem Lohnausgleich waren die Ausgangsbedingungen dafür denkbar<br />

schwierig.<br />

Die IG Metall begann erst 14 Tage vor der entscheidenden Urabstimmung,<br />

ihre inzwischen durch die Propaganda der Arbeitgeber verunsicherte Mitgliedschaft<br />

aufzuklären und zu mobilisieren. Die Führung wollte verhindern, dass sich<br />

infolge einer monatelangen Aufklärungskampagne und ideologischer Auseinandersetzung<br />

mit den Unternehmern, die Fronten während der Verhandlungsphase<br />

noch weiter verhärteten. Erst als ein Streik unausweichlich war, weil die Stahlunternehmer<br />

nur ein Angebot vorlegten, das einer Provokation gleichkam, nahm<br />

die Gewerkschaft den hingeworfenen Fehdehandschuh auf. Bei der Urabstimmung<br />

stimmten 87 Prozent für einen Streik zur Durchsetzung der Forderung<br />

nach der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.<br />

Der Versuch der IG-Metall-Führung gleichzeitig zu bremsen und Gas zu geben<br />

durchzog den ganzen Arbeitskampf und führte ihn am Ende in eine Niederlage.<br />

Am 28. November 1978 traten 37.000 Arbeiter und Angestellte in den<br />

Streik, bereits zwei Tage später reagierten die Unternehmer mit der Aussperrung<br />

von 29.000 Beschäftigten in der Stahlindustrie. Trotz dieser Eskalation der Arbeitgeber<br />

weitete die IG-Metall-Führung den Streik nicht aus.<br />

Die IG Metall rückte in den ersten beiden Wochen nach Aussperrungsbeginn den<br />

Kampf gegen die Aussperrung ins Zentrum der Auseinandersetzung. Dieser Kampf<br />

erfuhr allerdings nach den Plänen der Führung keine unmittelbare Verknüpfung mit<br />

dem Streik, etwa durch die Eskalation des Konflikts durch Streikausweitung, Reduktion<br />

der Notdienste usw., wie es von einigen Belegschaften gefordert wurde. 19<br />

Die IG Metall reagierte auf die Aussperrungen stattdessen mit Demonstrationen<br />

und Kundgebungen, die keinen zusätzlichen ökonomischen Druck erzeugten.<br />

Ein Signal an die Arbeitgeber, dass das eigentliche Kampfziel, die Verkürzung<br />

der Wochenarbeitszeit, von der Führung nicht mehr als Bedingung für ein Verhandlungsergebnis<br />

angesehen wurde.<br />

Am Ende des ersten Kampfes um die 35-Stunden-Woche stand ein Kompromiss,<br />

der neben zusätzlichen Freischichten für Nachtarbeiter und ältere Beschäftigte<br />

auch die Verlängerung des Jahresurlaubs vorsah. Michael Schneider, wissen-<br />

19<br />

Helmut Martens, »Der Streik um die 35-Stunden-Woche in der Stahlindustrie 1978/79«, in: Kritisches<br />

Gewerkschaftsjahrbuch 1979/80, Berlin 1979, S. 16.

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