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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse 211<br />

mee: »Früher, in der Zeit seiner Jugend- und Mannesjahre, riß der Kapitalismus<br />

die Frau von Haus und Herd und peitschte sie bei Strafe des Hungers in den Betrieb,<br />

zur Berufsarbeit. Jetzt reißt er sie aus Wirtschaft und Verwaltung und verweist<br />

sie wieder auf das Heim, dessen Mauern er selbst zertrümmert, dessen<br />

Herd er gelöscht hat.« 51 Sie forderte, Kommunisten sollten »kluge Sachverwalter<br />

der Frauen für ihr Recht auf Arbeit in der Gesellschaft sein.« 52 Anders die Sozialdemokratie:<br />

Die wies den Frauen als Ersatz für ihr gewerkschaftliches und politisches<br />

Engagement die soziale Arbeit und Wohlfahrtspflege zu 53 und legte so<br />

einen der Grundsteine für die bis heute andauernde geschlechtsspezifische Arbeitsteilung.<br />

Unbesehen davon gab es infolge der Revolution in den 1920er Jahren zunächst<br />

eine gesellschaftliche Öffnung und mehr Freiheiten für Frauen (etwa in Hinsicht<br />

der Sexualität oder bestimmter Rollenbilder). Es gab Kampagnen gegen den Abtreibungsparagraphen<br />

218. 54 Mit dem Ende der kurzen Goldenen Zwanziger<br />

nahm der Druck wieder zu. Als in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre die Arbeitslosigkeit<br />

wieder stieg, wurde eine Kampagne gegen Frauenarbeit in Gang<br />

gesetzt, die vor allem verheiratete Frauen betraf. Einzelne Gewerkschaften forderten<br />

mit Teilen der SPD das gesetzliche Verbot der Arbeit von Frauen in den<br />

Betrieben. Gewerkschaften mit einem starken linken Flügel wie der Textilarbeiterverband<br />

veranstalteten dagegen Kongresse und führten Kundgebungen für<br />

den Schwangerenschutz durch. 55 Sie bestimmten jedoch nicht das Bild in den<br />

Gewerkschaften insgesamt. 56 Oft stimmten Betriebsräte der Entlassung schwangerer<br />

Frauen zu, um die Betriebskrankenkassen zu entlasten. 57<br />

Es ist wenig verwunderlich, dass unter diesen Bedingungen die Zahl der weiblichen<br />

Gewerkschaftsmitglieder zurückging und bereits 1927 nur noch 680.000 be-<br />

51<br />

Bauer, Clara Zetkin, S. 169.<br />

52<br />

Losseff-Tillmanns, Frauenemanzipation und Gewerkschaften, S. 225.<br />

53<br />

Thönnessen, Frauenemanzipation, S. 150f.<br />

54<br />

Siehe hierzu u.a. Kaba, Katja, Renken, Rita und Schierbach, Katrin: Eine reiche Tradition, in:<br />

marx21, Nr. 14, Februar/März 2010, S. 20–23.<br />

55<br />

Losseff-Tillmanns, Frauenemanzipation und Gewerkschaften, S. 277.<br />

56<br />

Warum der KPD in den folgenden Jahren trotz aller Bemühungen innerhalb der Gewerkschaften<br />

in der Frauenfrage nur wenige Erfolge gelangen, müsste gesondert betrachtet werden. Es<br />

gibt mit Sicherheit einen engen Zusammenhang zur abgeebbten revolutionären Welle. Fakt ist,<br />

dass die Partei 1925 selbstkritisch feststellte, dass es nicht gelungen war, genügend Frauen zu gewinnen,<br />

und es künftig Aufgabe der gesamten Partei sei, energischer zu arbeiten. Die KPD organisierte<br />

große Demonstrationen gegen den Paragraphen 218 und Zehntausende in dem Roten<br />

Frauen- und Mädchenbund. 1931 brachte sie in den Reichstag ein 10-Punkte-Programm zur<br />

Gleichberechtigung der Frau ein, deren zentrale Forderungen die Arbeitswelt betraf. Dazu<br />

Brandt, Gisela/Kootz, Johanna/Steppke, Gisela: Zur Frauenfrage im Kapitalismus, Frankfurt<br />

am Main 1973, 33f.<br />

57<br />

Losseff-Tillmanns, Frau und Gewerkschaft, S. 40f.

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