05.11.2013 Aufrufe

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

262 Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit<br />

dass es zugunsten der abhängig Beschäftigten eine massive Umverteilung von<br />

oben nach unten geben müsse, um die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich<br />

finanzieren zu können.<br />

Die Initiatoren des Aufrufs sind sich an diesem entscheidenden Punkt aber<br />

nicht einig und schaden somit der Idee, eine notwendige Debatte um gemeinsame<br />

Perspektiven anzustoßen. So antwortete Heinz-Josef Bontrup letztes Jahr in<br />

einem Interview der VDI-Nachrichten auf die Frage, ob man davon ausgehen<br />

könne, dass die Arbeitnehmer zugunsten der kürzeren Arbeitszeit auf Lohn verzichten:<br />

Viele, die einen Arbeitsplatz haben, werden nicht verzichten wollen. Aber das ist<br />

kurzfristig gedacht, denn sie können morgen schon selbst arbeitslos werden. Wir<br />

müssen von einer gesamtwirtschaftlichen Rationalität ausgehen und nicht von einem<br />

individuellen Wunschdenken. Das ist auch eine Aufgabe von Politik. 45<br />

Schon 1978/79 und 1984 hat sich gezeigt, dass Äußerungen von Seiten der Gewerkschaften,<br />

die einen Lohnverzicht im Zusammenhang mit Arbeitszeitverkürzung<br />

nicht ausschlossen, zur Demobilisierung beigetragen haben. Die meisten<br />

abhängig Beschäftigten können sich einen Lohnverzicht nicht leisten.<br />

Wie wichtig und wirksam eine Arbeitszeitverkürzung ist, wenn es darauf ankommt,<br />

Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, hat sich 2009 gezeigt. Die während der<br />

tiefsten Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs gewährte großzügige Kurzarbeitergeldregelung<br />

hat dafür gesorgt, dass trotz eines Rückgangs der Wirtschaftsleistung<br />

um 5,1 Prozent die Arbeitslosigkeit in Deutschland nicht angestiegen ist.<br />

Die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes ist mit Ausbruch der Krise sofort von 6<br />

auf 24 Monate erhöht worden. Im Sommer 2009 haben 1,4 Millionen abhängig<br />

Beschäftigte Kurzarbeitergeld bezogen, deren Arbeitszeit im Durchschnitt um<br />

31,2 Prozent gesenkt wurde. Die Nettobezüge der Betroffenen lagen während<br />

der Kurzarbeit bei durchschnittlich etwa 90 Prozent des regulären Gehalts bei<br />

Vollzeitbeschäftigung.<br />

Die Forderung nach einer Fortsetzung dieser Regelung bei vollem Lohnausgleich,<br />

sowie gesetzlicher Festschreibung der Bezugsdauer auf 24 Monate, kann<br />

ein Einstieg in die Diskussion um eine generelle Arbeitszeitverkürzung sein. Damit<br />

ist auch die Chance verbunden, die Auseinandersetzung um die Kurzarbeitergeldregelung<br />

für eine breite politische Mobilisierung zu nutzen, weil die elementaren<br />

Interessen aller abhängig Beschäftigten in allen Branchen davon berührt<br />

sind.<br />

Das Kurzarbeitergeld wird bisher hälftig aus den Beiträgen der Arbeiter und<br />

Angestellten für die Arbeitslosenversicherung finanziert. Betrachtet man die<br />

steuerpolitisch ausgelöste Umverteilung von unten nach oben und die Reallohn-<br />

45<br />

Ebenda, S. 62.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!