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6<br />

Auch von Seiten der Politik wurde die Relevanz der Gestaltung für den Wiederaufbau<br />

erkannt, da die Konsumgüterindustrie für den Export nur dann wettbewerbsfä hig sein<br />

konnte, wenn sie in Gestaltungsfragen den Anschluß an die internationalen Entwicklungen<br />

gefunden hatte. 5 Aus diesem Grunde wurde 1951 der Rat für Formgebung gegründet,<br />

der sich für einen besseren Kontakt zwischen Industrie und Gestaltern einsetzte.<br />

6 Daneben kümmerte sich seit 1952 das Institut für neue technische Form um<br />

die Zusammenstellung der Sonderausstellung „Die gute Form“ auf der Frankfurter<br />

Messe, um der Industrie kommerziell erfolgreiche und gleichzeitig gut gestaltete Erzeugnisse<br />

vorzustellen. Dieser Auftrag gestaltete sich um so schwieriger, als der Verbraucher<br />

sich aufgrund des steigenden Lebensstandards wieder reprä sentativen Dingen<br />

zuwandte, die zumeist nicht die Maß stä be der „guten Form“ erfüllten. 7 Letzten Endes<br />

ließ sich das Konsumverhalten nur bedingt steuern, und die konservativen „Gelsenkirchener<br />

Barock“-Büffets fanden ebenso ihre Kä ufer wie Nierentische oder moderne<br />

Systemmöbel.<br />

Trotzdem spielte die ideelle Vereinnahmung einer „guten“ Form eine wichtige Rolle für<br />

eine verbesserte Akzeptanz deutscher Produkte auch im Ausland. Moralische Konnotationen<br />

waren im Zusammenhang mit als „ehrlich“ oder „anstä ndig“ bezeichneten<br />

Entwürfen durchaus erwünscht. Produkte, die diesen Kriterien nicht entsprachen, wurden<br />

als „unecht“ oder „aufdringlich“ betitelt. 8 Die Vorstellung, mit einer entsprechend<br />

bewuß t gestalteten Objektwelt Einfluß auf die Gesellschaft nehmen zu können, war<br />

bekanntlich bereits wä hrend der zwanziger Jahre verfolgt worden. Entsprechend aufmerksam<br />

wurde in der Nachkriegszeit das Bauhaus mit seinem pä dagogischen,<br />

künstlerischen und gestalterischen Potential betrachtet. Zudem konnte es durch seine<br />

Schließ ung 1933 eine vom Nationalsozialismus unbelastete Geschichte aufweisen. Die<br />

Erfolgsgeschichte des Instituts der Weimarer Republik über seine Schließ ung hinaus<br />

ließ die Hoffnung aufkeimen, daß die dort entwickelten Prinzipien auch auf die Nachkriegszeit<br />

übertragbar sein könnten.<br />

Mit eben diesem Anspruch wurde 1953 die Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG)<br />

gegründet. Ihr Gründungsdirektor, der ehemalige Bauhä usler Max Bill, war 1949 durch<br />

die Organisation der Ausstellung „Die gute Form“ in der Schweiz bekannt geworden. Er<br />

wollte an dem hypothetischen Punkt fortfahren, an den das Bauhaus seiner Meinung<br />

nach gelangt wä re, wenn es nicht 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wor-<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Meißner, Else: Qualität und Form in Wirtschaft und Leben. Mü nchen, 1950.<br />

Rat fü r Formgebung (Hrsg): Was verlangt die Industrie vom Designer? Tätigkeitsbericht fü r<br />

das Geschäftsjahr 1963/64. Darmstadt, 1964.<br />

Vgl. dazu Bahrdt, Hans Paul: Der erschöpfte Mensch kann nicht mehr wohnen. Gedanken<br />

ü ber den schlechten Geschmack und das Wohnen. In: Baukunst und Werkform<br />

(Nü rnberg), Jg. 5, 1952, Nr. 2/3, S. 30-35; Großmann, Walter: Aufgabe und Verantwortung<br />

von Möbelproduktion und – handel. In: Bauen und Wohnen (Mü nchen), 1953, Nr. 3, S, 127.<br />

Vgl. dazu: Erni, Peter: Die gute Form. Baden, 1983.

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