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142<br />

Vorträge von Gropius wertete er als jugendliche Rebellion gegen die Werte der Elterngeneration.<br />

Die Studenten seien sich anscheinend der „historischen Stunde“ nicht bewußt<br />

gewesen,<br />

„und unkritisch in der pueril-`undankbaren’ Art, die auch dann dem Vergangenen<br />

keine Achtung zollt, wenn sie diesem Vergangenem die eigentlichen geistigen<br />

Existenzgrundlagen verdankt.“ 449<br />

Durchaus erkennend, daßdies auch lähmende Auswirkungen haben könne, hoffte<br />

Pfeiffer-Belli, daßsich der Zusammenprall von Bills radikal avantgardistischem Anspruch<br />

mit der durch Gropius repräsentierten Tradition in einer fruchtbaren „dialektischen<br />

Situation“ zusammenfü gen wü rde. Allerdings sei es notwendig, von „dem<br />

kü nstlerischen Totalitätsanspruch, der in Ulm spü rbar ist, [...] um leben und wirken zu<br />

können, Abstriche“ vorzunehmen. 450<br />

In vereinzelten Darstellungen wurden die dynamischen Elemente der Bauhaus-Idee<br />

berü cksichtigt, die an der HfG hoffentlich noch an Einflußgewinnen wü rden. Wingler<br />

zum Beispiel setzte voraus,<br />

„daßunser geistiger Ort sich seit der Bauhauszeit geändert hat und man des<br />

großen Vorbildes allein wü rdig sein wird, wenn man die Positionsveränderungen<br />

anerkennt.“ 451<br />

Damit sprach er sich ebenso wie Dirks explizit gegen eine bloße Kopie von einzelnen<br />

Lehrfächern oder Methoden aus und forderte eine aktive Auseinandersetzung mit den<br />

jeweiligen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen.<br />

„Die Arbeit steht und fällt nun damit, in welchem Maße sie sich richtig auf die<br />

gesellschaftliche Struktur und Dynamik von heute bezieht.“ 452<br />

Ein solches Verständnis von „Weiter-Fü hrung“ blieb jedoch die Ausnahme. Anstatt einen<br />

fortdauernden dynamischen Entwicklungsprozeßder Hochschule einzukalkulieren,<br />

begriff die Mehrzahl der Kritiker die neu gegrü ndete HfG als heranreifende Organisationsstruktur,<br />

die im Kern bereits alle wesentlichen Merkmale enthalte.<br />

Herrschte anfänglich unter den Kritikern noch die Ü berzeugung vor, daßsich die Entwicklung<br />

in dem vom Bauhaus traditionell abgesteckten Rahmen vollziehen ließe, so<br />

stellten sie seit Ende der fü nfziger Jahre fest, daßdie HfG das historische Institut weit<br />

hinter sich gelassen hatte. Ab diesem Zeitpunkt war es fü r die HfG eher hinderlich, mit<br />

dem Bauhaus verglichen zu werden, da das allgemeine Verständnis vom historischen<br />

449<br />

450<br />

451<br />

452<br />

Pfeiffer-Belli, 1955, S. 18.<br />

Ebenda.<br />

Wingler, Hans Maria: Praktische Dinge schöner machen. In: Die Welt (Hamburg),<br />

04.10.1955.<br />

Dirks, 1955, S. 773.

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