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Ulmer aufgrund des hohen Erwartungsdrucks bald ungerechten Vergleichen ausgesetzt<br />

sahen, die zwangsläufig zu Ungunsten der HfG ausfallen mußten. Schließlich<br />

wurde ihr sogar Verrat an der Bauhaus-Idee vorgeworfen. Dieser „Verrat“ bestand in<br />

der Erkenntnis, daßin der deutschen Nachkriegszeit eine Bezugnahme auf die klassische<br />

Moderne kaum mehr aktuell, sondern vielmehr als regressiv anzusehen sei.<br />

Schließlich hatten sich in der Zwischenzeit die gesellschaftlichen, ökonomischen und<br />

vor allem technischen Bedingungen derart grundlegend geändert, daßes neuer Visionen<br />

bedurfte. Es kann als Akt der Befreiung verstanden werden, daßsich die HfG vom<br />

Bauhaus tatsächlich emanzipierte, um sich aktuellen bzw. zukü nftigen Fragestellungen<br />

widmen zu können. Damit vollzog sie den Sprung von der Nachfolge zur Avantgarde<br />

und wurde letzten Endes dem Bauhaus ebenbü rtiger, als es mit einer linientreuen<br />

Weiterfü hrung möglich gewesen wäre.<br />

Die auf ein statisches Bauhaus-Bild fixierte Forschung nahm diese Parallelen allerdings<br />

nicht wahr und beließes bis zum Ende der sechziger Jahre vornehmlich bei einer<br />

Beschwörung der Aktualität des Mythos „Bauhaus“. Dies wiederum löste unweigerlich<br />

eine Gegenreaktion aus, die das Institut der Weimarer Republik zum Sü ndenbock<br />

fü r die Verfehlungen des kapitalistisch geprägten Funktionalismus machte. Im Laufe<br />

dieser Debatte zu Beginn der siebziger Jahre verschob sich der Fokus auf das reale<br />

Bauhaus, um durch eine Analyse seiner Leistungen gleichzeitig die schwerwiegenden<br />

Vorwü rfe entkräften zu können. So wurde der Weg frei fü r eine objektive Forschung,<br />

die das Bauhaus seit den achtziger Jahren nicht mehr uneingeschränkt ins Zentrum<br />

stellte, sondern es als Bestandteil ü bergeordneter Sachverhalte und Entwicklungen<br />

begriff und es damit aus seiner ü berhöhten Solitärstellung befreite.<br />

Trotz der zwischenzeitlichen Relativierung und Korrektur der Bauhaus-Geschichte hat<br />

die Faszination vom Bauhaus als einer einzigartigen Kulturleistung nicht abgenommen.<br />

Seine vielgestaltigen Objekte fanden als Symbol des unerschü tterlichen Glaubens an<br />

die Versöhnung von Technik und Lebensqualität den Weg in die Wohnungen der statusbewußten<br />

Liebhaber „schöner Dinge“.<br />

Darauf reagierten auch Fiedler und Feierabend, die Herausgeber der jü ngsten Bauhaus-Publikation,<br />

die gute Chancen hat, hinsichtlich seiner Bedeutung mit „dem Wingler“<br />

gleichzuziehen. Im Umfang vergleichbar, konzentriert sie sich jedoch weniger auf<br />

schriftliche <strong>Dokument</strong>e als auf die ü berlieferten Bilder, was dem interessierten Laien<br />

sicherlich entgegenkommt. Die kenntnisreichen Aufsätze, die das Bauhaus in seinen<br />

vielfältigen Facetten umreißen, treten dennoch in ihrer Bedeutung hinter den Abbildungen<br />

zurü ck. Durch die erläuternden Unterschriften erschließt sich allein durch die Betrachtung<br />

der Bilder ein Einblick in den Alltag der Bauhäusler, die durch viele Portraitaufnahmen<br />

und Schnappschü sse wieder lebendig werden. Ähnlich wie es bereits in

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