23.04.2015 Aufrufe

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

104<br />

richtete Schule entschieden hätten. Stattdessen habe man jedoch eigene Pläne entwickelt,<br />

„die gleichfalls von großer politischer Relevanz seien. Daraufhin wurde auch<br />

Bill [...] gerufen, da Shepard Stone bereits eine telegraphische Nachricht von<br />

Walter Gropius besass, worin dieser Bill gegenü ber sein vollstes Vertrauen<br />

aussprach.“ 317<br />

Als Scholl und Aicher den Einflußvon Gropius bei den Amerikanern erkannten, fragten<br />

sie Bill spontan, ob er die Leitung des Projektes und damit verbunden die Direktorenschaft<br />

der Hochschule ü bernehmen wolle. Mit Bills Zusage wurde Richter kurzerhand<br />

aus dem Projekt ausgebootet, 318 weil Bill mit Gropius den besten Leumund hatte und<br />

dieser auch den Amerikanern ein Begriff war. Vom tatsächlichen Wesen des Bauhauses<br />

wußten sie zwar nicht viel, doch war seine Schließung durch die Nationalsozialisten<br />

Grund genug, um es als „antifaschistisch“ zu klassifizieren. Als neutraler Schweizer<br />

galt Bill als politisch unbedenklich. Bei einer mehr gestalterischen Ausrichtung des<br />

Programms konnte sich der anerkannte Kü nstler und Architekt aufgrund seiner Arbeit<br />

im Schweizerischen Werkbund empfehlen. Sowohl durch seine praktischen Arbeiten<br />

als auch durch seine theoretischen Schriften hatte er den Ruf eines Streiters fü r „die<br />

Gute Form“ erworben. Rü ckblickend war er fü r Aicher<br />

„ein ü berlebender des bauhauses und rettete zum teil im schweizer werkbund,<br />

was in deutschland und österreich verboten war und ausgemerzt wurde. er<br />

war fü r uns das authentische bauhaus, das wir zunächst nur in bü chern kennenlernten.“<br />

319<br />

Nach dieser Wende sah sich Bill in der Lage, umfangreiche Bedingungen fü r seine<br />

Ü bernahme des Direktorenamtes zu stellen, die er in einem Brief an Inge Scholl vom<br />

18. Juli 1950 ultimativ zusammenfaßte. Fü r sich selbst forderte er nicht nur den Auftrag<br />

fü r den Schulneubau, sondern auch entscheidenden Einflußauf Aufbau und Berufungen,<br />

wobei er u.a. Richter von der Liste gestrichen wissen wollte. Bill wollte „prinzipiell<br />

die gleiche stellung einnehmen wie van de velde in weimar und bruxelles oder gropius<br />

in weimar und dessau.“ 320 Damit meinte er vor allem die Möglichkeit, weiterhin frei als<br />

Architekt tätig zu sein, da er das zu erwartende Gehalt als zu niedrig einschätzte. Die<br />

Leitung der Ausbildung sowie die Oberleitung der gestalterischen Fächer beanspruchte<br />

er fü r sich aus dem Grund, weil niemand sonst ü ber seine internationalen Beziehungen<br />

317<br />

318<br />

319<br />

320<br />

Ebenda, S. 39. Frei gibt keine Quelle fü r diese Information an.<br />

Richter selbst sah die amerikanische Ablehnung seiner Person darin begrü ndet, daßer<br />

Mitherausgeber der Zeitschrift Der Ruf gewesen war, der 1947 wegen ihrer sozialistischen<br />

Ausrichtung die Lizenz entzogen worden war. Inwieweit diese Vermutung zutrifft, mag dahingestellt<br />

bleiben. Vgl. Seeling, 1985, Anm. 65, S. 35.<br />

Aicher, 1991, S. 89.<br />

Bill, Max: Brief an Inge Scholl vom 18.07.1950. [HfG-A]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!