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Logik und betitelte den Text in Anlehnung an eine Gleichung „[form, funktion, schönheit]<br />

= [gestalt]“. 651<br />

In dem Maße, wie die Mathematik durch die zunehmende Technisierung zum prägenden<br />

Bestandteil der Umwelt wurde, entstanden in den fü nfziger und sechziger Jahren<br />

Arbeiten zahlreicher internationaler Kü nstler, die sich beispielsweise mit Themen wie<br />

Reihungen, Spiegelungen, Symmetrien oder Aleatorik beschäftigten. Schließlich versuchte<br />

sich auch die Malerei und Plastik dieser Zeit in der rein „darstellenden“ Visualisierung<br />

von mathematischen Gesetzen oder Phänomenen, wie es zum Beispiel die<br />

Konkrete Kunst bezeugt. 652<br />

Auch bei der Zusammenstellung und Kombination von Bildelementen versuchten manche<br />

Kü nstler, auf objektive Methoden zurü ckzugreifen, wobei der Einsatz des Zufalls<br />

eine Rolle spielte. Durch eine systematische Erzeugung von zufälligen Entscheidungen<br />

sollte ein geplantes Chaos entstehen, das als Alternative zur kü nstlerischen Komposition<br />

gesehen wurde. Damit sollte die unweigerlich bei Kompositionen entstehende<br />

Hierarchie der Bildelemente aufgehoben und ein gleichberechtigtes Nebeneinander<br />

geschaffen werden, das eine manipulative Wirkung ausschloß.<br />

Analog dazu versuchte man sich in Ulm nicht nur dem Entwurfsprozeßsystematisch zu<br />

nähern und dabei allgemeingü ltige Lösungen zu entwickeln, sondern unternahm auch<br />

Studien ü ber eine objektive Farbgebung. 653 So wurden im Studienjahr 1961/62 im<br />

Farbunterricht von Anthony Fröshaug Farbtafeln mit einem Koordinatennetz von dreizehn<br />

mal acht gleich großen Quadraten angelegt. (Abb. 84) Den Feldern wurden durch<br />

ein Zufallsprinzip die Ziffern 0 bis 9 zugewiesen, und anhand von Farbleitern, deren<br />

Töne jeweils einer Ziffer zugeordnet worden waren, sollten dann die Tafeln ausgefü llt<br />

werden. Indem unterschiedliche Farbreihen angelegt wurden, konnten ihre Wirkungen<br />

miteinander verglichen werden.<br />

Gleichzeitig gab es auch in der Malerei Bestrebungen, mit den Mitteln des Zufalls<br />

ganze Tafelbilder auszufü llen. François Morellet schuf ein quadratisches Rasterbild,<br />

651<br />

652<br />

653<br />

Bill, Max: [form, funktion, schönheit] = [gestalt]. In: Bill, 1956, S. 18-20. – Bereits Meyer<br />

hatte versucht, seine Tätigkeit auf eine „mathematische“ Formel zu bringen, indem er<br />

schrieb: „alle dinge dieser welt sind ein produkt der formel: (funktion mal ökonomie)“<br />

Meyer, Hannes: bauen. In: bauhaus (Dessau), Jg. 2, 1928, Nr. 4, S. 12.<br />

Vgl. zu den unterschiedlichen mathematischen Verfahrensweisen wie Aleatorik, Kombinatorik,<br />

Topologie etc.: Holeczek, Bernhard: Mathematik in der Kunst der letzten dreißig<br />

Jahre. Ausstellungskatalog, Ludwigshafen, 1987; sowie Holeczek, Bernhard / Mendgen,<br />

Lida von (Hrsg.): Zufall als Prinzip: Ausstellungskatalog Ludwigshafen, 1992.<br />

Diese Ansätze erinnern an die unter dem Namen „Telefonbilder“ bekannt gewordenen<br />

Bemü hungen Moholy-Nagys dreißig Jahre zuvor, der ein Kunstwerk ohne individuelle<br />

Malerhandschrift schaffen wollte.

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