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verfü ge. Den bisherigen Namen „Geschwister-Scholl-Hochschule“ lehnte er als zu sentimental<br />

ab und schlug alternativ vor, die neue Schule „bauhaus ulm, freie hochschule<br />

fü r gestaltung der geschwister-scholl-stiftung“ zu nennen. Mit dieser Namensgebung<br />

verknü pfte Bill geschickt die unterschiedlichen, aufeinanderprallenden Ansprü che: Er<br />

selbst wü rde Direktor eines „Neuen Bauhauses“; Scholl und Aicher wären mit der Nennung<br />

ihrer Ende 1950 gegrü ndeten Stiftung zufriedengestellt; die Amerikaner hätten<br />

einen doppelten antifaschistischen Anknü pfungspunkt. Darü ber hinaus erinnerte die<br />

„freie Hochschule“ namentlich an die ebenfalls mit amerikanischen Mitteln aufgebaute<br />

Freie Universität in Berlin. Doch gleichzeitig mit dem in Aussicht gestellten Zuckerstü<br />

ckchen „Bauhaus“ und der damit verbundenen internationalen Aufmerksamkeit erinnerte<br />

Bill seine Mitstreiter daran, daßdies nur in Zusammenarbeit mit ihm selbst als<br />

Mittelsmann zu Gropius realisiert werden könne. Denn, so Bill,<br />

„ob dieser name fü r uns zur verfü gung stehen wü rde, hängt allerdings weitgehend<br />

vom eindruck ab, den gropius von uns hat. nun haben sie auf eine seiner<br />

direktesten informantinnen, sibyl moholy, einen sehr unklaren eindruck gemacht,<br />

und nachdem gropius ohnehin schon ein wenig skeptisch war [...],<br />

scheinen mir die chancen nicht sehr groß. anders wäre es, wenn ich sehr positiv<br />

diese sache in die hand nehmen wü rde und ihm mitteilen kann, dass die<br />

schule praktisch unter meiner leitung steht und dass einige alte bauhäusler als<br />

mitarbeiter da wären. ich habe ihm ohnehin geschrieben, dass die sache eine<br />

weiterentwicklung und wandlung der bauhaus-idee sei.“ 321<br />

Ganz unverblü mt deutete Bill an, daßdas Projekt ohne ihn zum Scheitern verurteilt sei.<br />

Sein Selbstvertrauen war so stark, daßer dem Brief eine schulmeisterliche Notiz vorwegschickte:<br />

„bitte legen sie diesen brief dorthin, wo sie ihn immer dann zur hand haben,<br />

wenn sie im ungewissen sind, welche die bedingungen sind, unter denen ich<br />

uneingeschränkt meine arbeitskraft in den dienst unserer gemeinsamen sache<br />

stellen kann.“ 322<br />

Angesichts des hier angeschlagenen autoritären Tones mußsich Bill seiner Sache<br />

sehr sicher gewesen sein, denn hätten Aicher und Scholl auch nur den geringsten<br />

Zweifel an Bills Unverzichtbarkeit gehabt, hätten sie sich seine harschen Forderungen<br />

sicherlich nicht gefallen lassen. 323 Doch nach einigen Diskussionen erklärten sie sich<br />

schließlich einverstanden und ließen sich auf die ideelle Vormundschaft durch Gropius<br />

ein, dem Bill vermeldete, er habe „nach einer vehementen auseinandersetzung die<br />

105<br />

321<br />

322<br />

323<br />

Bill, Max: Brief an Inge Scholl vom 18.07.1950. [HfG-A] – Sibyl Moholy hatte im Juli 1950<br />

an der Ulmer Volkshochschule einen Vortrag ü ber ihren Mann László Moholy-Nagy und die<br />

Bauhaustradition gehalten. Vgl. Hanslovsky, 1995, S. 22.<br />

Bill, Max: Brief an Inge Scholl vom 18.07.1950. [HfG-A]<br />

Vgl. Scholl, Inge: Brief an Max Bill vom 15.05.50 [HfG-A], in dem sie schreibt, daßsie und<br />

Aicher sich die „die Sache ohne Sie [Bill] gar nicht mehr vorstellen“ können.

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