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184<br />

vermehrte Einrichtung von wissenschaftlichen Fächern die eigentlichen Voraussetzungen<br />

fü r eine diesen Forderungen entsprechende Ausbildung geschaffen. Seine Vorstellungen<br />

von der Gestaltungsarbeit waren als Ergänzung zu Gropius zu verstehen<br />

und nicht als Gegenpol.<br />

Meines Erachtens verhielt es sich zwischen Bill und Maldonado ähnlich wie zwischen<br />

den beiden Bauhaus-Direktoren. Bereits Bill hatte eine rationale objektive Gestaltung<br />

gefordert, verfü gte jedoch ü ber kein genaues Konzept, wie diese systematisiert werden<br />

könnte, und vertraute stattdessen auf die Allgemeingü ltigkeit einer „guten Form“. Als<br />

Kü nstler bewegte er sich naturgemäßauf kü nstlerischen Pfaden, obgleich seine Vorstellungen<br />

von einem idealen Lehrplan Kurse zu den Hilfswissenschaften umfaßten,<br />

die er fü r die Funktionserkennung und -erfü llung als notwendig erachtete. Maldonado<br />

setzte Bills ästhetischen Schwerpunktsetzungen ebenso stark gewichtet technische<br />

und wissenschaftliche Kenntnisse entgegen. Damit verhalf er diesen Aspekten lediglich<br />

zu mehr Aufmerksamkeit innerhalb der Entwurfsarbeit, ohne das Curriculum selbst<br />

wesentlich zu verändern. 569<br />

Die in der Literatur zur HfG wiederholt geäußerte Einschätzung, mit der Aufgabe der<br />

Grundlehre zugunsten eines abteilungsspezifischen ersten Studienjahres habe man<br />

sich von der Traditionslinie des Bauhauses verabschiedet, spiegelt lediglich ein stures<br />

Festhalten an einzelnen Vokabeln wider. Zum einen ist es in diesem Zusammenhang<br />

notwendig, die Umstände dieser Entscheidung zu berü cksichtigen. Als 1961 der<br />

Grundkurs abgeschafft wurde, geschah dies in einer Phase, als sich die Entwicklung<br />

zur Verwissenschaftlichung der Lehre verselbständigt hatte und die wissenschaftlichmathematischen<br />

Fächer eine extrem dominante Position innerhalb der Grundausbildung<br />

erlangt hatten. Indem die theoretische Ausbildung durch die Abschaffung des fü r<br />

alle Studenten gemeinsamen Grundkurses in den Aufgabenbereich der einzelnen Abteilungen<br />

fiel, wurde sie gleichzeitig in gewisser Weise eingeschränkt und nur noch auf<br />

die jeweils relevanten Inhalte reduziert. Auf diese Weise konnte das Verhältnis zwischen<br />

gestalterischen und begleitenden wissenschaftlichen Fächern wieder auf ein<br />

sinnvolles Maßgebracht werden. Indem die mathematisch-theoretischen Fächer nur<br />

569<br />

Im Schnitt belief sich der Anteil der Begleitwissenschaften auf ein Viertel der Gesamtstundenzahl,<br />

wobei von 1958-62 die technologischen, in den darauffolgenden Jahren die sozialwissenschaftlichen<br />

Fächer ü berwogen. Je nach Abteilung unterschritt sogar die Anzahl<br />

der Unterrichtsstunden in den Begleitwissenschaften den fü r das Jahr 1953/54 von Aicher<br />

ausgearbeiteten „Idealplan“. – Vgl. Krampen, Martin: Der Anteil des wissenschaftlichen<br />

Unterrichts an der Schulwerdung der Hochschule fü r Gestaltung. In: Krampen, Martin /<br />

Kächele Horst (Hrsg.): Umwelt, Gestaltung und Persönlichkeit. Reflexionen 30 Jahre nach<br />

Grü ndung der Ulmer Hochschule fü r Gestaltung. Hildesheim/Zü rich/New York, 1986,<br />

S. 7-31.

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