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städtebauliche Entwicklungen geprägt. Im Vergleich zu den restlichen Exponaten aus<br />

Werkstätten, Vorlehre und Architektur sei der freien Malerei zu großer Raum eingeräumt<br />

worden, so daßsich die Gewichtungen innerhalb des Institutes verschoben hätten:<br />

„Man fragt sich, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre, an der Stelle der Bemü -<br />

hung um museale Vollständigkeit, das Material so zu sichten, daßsich dabei<br />

gewisse Folgerungen ergäben, die in nachbarlichen, kameradschaftlichen,<br />

kollegialen oder freundschaftlichen Kontakten beheimatet sind“. 705<br />

Vereinzelt wurde gerade an diesem Bemü hen um Vollständigkeit das Scheitern des<br />

Ausstellungskonzeptes schlechthin festgemacht, wodurch dem Bauhaus ein „Bärendienst“<br />

erwiesen worden sei.<br />

„Niemand, der im Laufe der Zeit ü ber Wert und Originalität von Kunstwerken<br />

einigermaßen exakt zu befinden gelernt hat, wü rde sich zum Beispiel ohne<br />

Gesichtsverlust zu so viel massiertem Kitsch bekennen dü rfen. [...] Da erkennt<br />

man erschreckend deutlich, wieviel kü nstlerischer Durchschnitt am Bauhaus<br />

unter der Tarnkappe einer gemeinsamen Idee hinter der Objekt-Uniformität<br />

lehrte und lernte.“ 706<br />

Der Autor erklärte nach dieser unerschrockenen Einschätzung, die Auflösung des<br />

Bauhauses sei das Beste gewesen, was ihm hätte passieren können, da es ansonsten<br />

im Mittelmaßversunken wäre. Erst durch die Emigration sei die Idee neu belebt worden.<br />

707 Auch wenn dieser Standpunkt eine Ausnahme darstellte, demonstrierte er doch<br />

die Möglichkeit, sich unbeeindruckt von der massiv betriebenen Mystifizierung eine<br />

Meinung zu bilden.<br />

In seltenen Fällen wurden die damals aktuellen Entwicklungen in Ulm berü cksichtigt.<br />

Teilweise von Ulmern selbst verfaßt, beklagten die Artikel die Ignoranz gegenü ber der<br />

HfG, die schließlich ihre Arbeit auch mit dem Anspruch der Bauhaus-Nachfolge angetreten<br />

habe. 708 Auch Eckhard Neumann kritisierte, daßeinerseits das Bauhaus gefeiert<br />

und die Ausstellung auf eine kostspielige Auslandsreise geschickt werde, gleichzeitig<br />

jedoch die Ulmer Hochschule wegen angeblichen Geldmangels geschlossen wü rde.<br />

Kritisch stellte er fest, durch die Auflage einer „Bauhaus-Gedenkmü nze“ sei „die ‚Heldenverehrung’<br />

nun endgü ltig ins Groteske und Fragwü rdige verzerrt worden.“ 709 Doch<br />

237<br />

705<br />

706<br />

707<br />

708<br />

709<br />

Moholy, in: form, 1968, S. 40.<br />

Engelhard, Ernst Gü nter: Die Brutstätte des neuen Menschen. In: Christ und Welt. Beilage<br />

des Rheinischen Merkur (Koblenz) 10.05.1968.<br />

Engelhard, 1968.<br />

Vgl. dazu Schnaidt, Claude: Von Weimar bis Ulm – 50 Jahre Bauhaus. In: offen und frei<br />

(Stuttgart), 22.05.1968, S. 4; Krumrey, Immo: Leserzuschrift. Ein Enkel schreibt zur Bauhaus-Ausstellung<br />

in Stuttgart. In: form (Seeheim), 1968, Nr. 43, S. 74.<br />

Neumann, Eckhard: Bauhaus. BAUHAUS? bauhaus! In: Format (Stuttgart), 1968, Nr. 14,<br />

S. 53.

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