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rend die andere diese vollkommen außer Acht gelassen habe, resultiert nicht zuletzt<br />

aus den Rezeptionsgeschichten der beiden Institute. Was von der HfG selbst verdrängt<br />

wurde, spielte auch in der späteren Rezeption kaum eine Rolle.<br />

5.5. Ulm und Bauhaus: nicht mit und nicht ohne einander<br />

Ohne Zweifel hätte die Geschichte der Ulmer Hochschule ohne den Rü ckbezug auf<br />

das Bauhaus einen anderen Verlauf genommen. Die entscheidende Einflußnahme von<br />

Bill auf die inhaltliche Konzeption der neuen Schule bewirkte eine Wiederaufnahme<br />

des Bauhaus-Gedankens. In diesem Sinne wollte Bill eine Schule fü r die Ausbildung<br />

einer neuen Gestaltergeneration aufbauen, die den Bedü rfnissen der modernen Gesellschaft<br />

Rechnung tragen konnte. Ausgehend von der These, daßnur eine funktionale<br />

Gestaltung ein diese Bedü rfnisse befriedigendes Produkt hervorbringen könne,<br />

konzentrierte man sich zum einen auf die Funktionsanalyse, zum anderen auf eine<br />

Formgebung, die dem Gebrauch und der Ästhetik gleichermaßen verpflichtet sein<br />

sollte. Gropius unterstü tzte dieses Vorhaben gern, sah er doch darin die Möglichkeit, in<br />

Deutschland einen neuen Stü tzpunkt fü r seine Bauhaus-Idee zu schaffen. Die HfG<br />

profitierte von der immensen Popularität, die Gropius und mit ihm das Bauhaus in den<br />

fü nfziger Jahren in Deutschland genossen, und verwendete sie anfangs gezielt fü r<br />

Werbezwecke.<br />

Dieser Umstand sollte sich langfristig betrachtet fü r die HfG eher negativ auswirken. Je<br />

weiter die Bauhaus-Rezeption voranschritt und ein Idealbild der historischen Institution<br />

zeichnete, desto stärker unterschied sich die der Gegenwart verpflichtete Ulmer Hochschule<br />

von der Vorkriegsinstitution. Trotzdem hat sich die Ulmer Hochschule ü ber die<br />

gesamte Zeit ihres Bestehens nicht vollständig von dem historischen Vorgänger emanzipieren<br />

können. Nach einer kurzen unkritischen Bewunderungsphase setzte eine differenzierte<br />

Auseinandersetzung ein mit dem Ziel, eine strikte Ablehnung legitimieren zu<br />

können. Die darauf folgende Arbeit erfolgte mit dem Anspruch, es dem Vorgänger nicht<br />

nur gleichzutun, sondern ihn zu ü bertrumpfen, so daßdie HfG bis zu ihrem Ende, wenn<br />

auch antithetisch, mit dem Bauhaus verbunden blieb.<br />

Betrachtet man mit einiger zeitlichen Distanz von heute aus die Entwicklungsgeschichte<br />

der HfG, so gibt es zwar viele inhaltliche und methodische Unterschiede. Bezü<br />

glich des gesellschaftlichen Anspruchs, mit dem Bauhaus und HfG ihre Arbeit verfolgten,<br />

sind allerdings Parallelen zu entdecken.<br />

Bill forderte eine objektive Gestaltung nach funktionalen Erfordernissen, die mit einem<br />

dem Zweck des Gegenstandes gemäßen, ästhetisch ansprechenden Äußeren versehen<br />

werden sollte. Auch die äußere Gestalt betrachtete er vornehmlich aus rationalen

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