23.04.2015 Aufrufe

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

eine Woche Zeit, um sich eingehend mit der Aufgabe zu befassen und sie befriedigend<br />

zu lösen.<br />

„Die Arbeit selbst ist, kennzeichnend fü r das Visual Training, von fast experimenteller<br />

Art, sie sammelt – gewissermaßen – technische und kü nstlerische<br />

Erfahrungen und wertet sie aus, um sie schließlich in einem Blatt als dem Ergebnis<br />

dieser Versuche, Untersuchungen und Bemü hungen zu verdichten.“ 534<br />

Demnach konnten sich die Studierenden dem Problem wiederholt nähern, die gefundenen<br />

Lösungen ü berdenken und gegebenenfalls verwerfen. Erst wenn ein optimales<br />

Ergebnis gefunden war, wurden die Streifen fixiert. Wegen der kontemplativen Arbeitsatmosphäre<br />

verglich Peterhans selbst diese Studien mit zu wiederholenden Exerzitien,<br />

durch die der Gestalter immer wieder auf das Wesentliche zurü ckgeworfen werden<br />

sollte. 535<br />

Als Dozent blieb er den Studenten als ein eher zurü ckhaltender Korrektor in Erinnerung,<br />

der sich zwar mit seinen Schü lern auseinandersetzte, seine Position als Lehrer<br />

jedoch nie aktiv ausspielte, was manche Studenten irritierte, die klare Gestaltungsrichtlinien<br />

erwarteten. 536 Vielmehr legte Peterhans Wert auf eine interaktive Resultat-Bewertung<br />

zusammen mit den Studierenden, bis ein Konsens ü ber die unterschiedlichen<br />

Qualitäten erreicht wurde. 537<br />

Auch wenn Peterhans’ Auffassung vom ästhetischen Training der von Bill ähnelte, kritisierte<br />

er gleichwohl den Dogmatismus, den er bei Bill bezü glich der intellektuellen, objektiven<br />

„Erklärbarkeit“ von ästhetischen Phänomenen beobachtet hatte.<br />

„Ein gewisser Dogmatismus ist nicht ohne Berechtigung. Er kann in der Form<br />

selbst auferlegter Beschränkung eine Kraftquelle sein und zu Ergebnissen<br />

fü hren, die dieser Beschränkung abgewonnen sind und ohne sie nicht zustande<br />

kommen wü rden. Aber es ist ein großer Unterschied zwischen einem<br />

so verstandenen pragmatischen Dogmatismus, und einem Dogma, das man<br />

als ungenü gend begrü ndete Weltanschauung anderen auferlegt, ironischerweise<br />

im Namen der Objektivität.“ 538<br />

Im Vergleich dazu war Peterhans’ Lehre eher „subjektiv“ ausgerichtet, indem er darauf<br />

vertraute, daßjeder Student, geleitet von seinem kü nstlerischen Potential, den Lösungsweg<br />

fü r die einzelne Aufgabe selbst finden konnte.<br />

175<br />

534<br />

535<br />

536<br />

537<br />

538<br />

Peterhans, Walter: Visual Training. In: Bauhaus-Archiv Darmstadt (Hrsg.): Walter Peterhans.<br />

Elementarunterricht und photographische Arbeiten. Ausstellungsheft Darmstadt,<br />

1967, o.Pg.<br />

Vgl. Peterhans, 1967.<br />

Vgl. Archiv der Hochschule fü r Gestaltung (Hrsg.), 1993, S. 8 u. 17.<br />

Vgl. Seckendorff, 1989, S. 103.<br />

Peterhans, Walter: Brief an Inge Aicher-Scholl vom 15.02.1954; zitiert nach Archiv der<br />

Hochschule fü r Gestaltung (Hrsg.), 1993, S. 25.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!