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vervollständigten zwar den theoretischen Hintergrund, konnten tatsächlich jedoch den<br />

vielbeschworenen Bogen in die Gegenwart nur bedingt schlagen, auch wenn innerhalb<br />

dieser Reihe Gropius und Hilberseimer die Publikation ihrer in der Nachkriegszeit<br />

entstandenen theoretischen Schriften ermöglicht wurde. Stattdessen wurde mit der<br />

Aufnahme mit Semper-Schriften ein Schritt in die Vor-Vergangenheit getan.<br />

Die auf den ersten Blick wahllos erscheinende Verwendung des Markenzeichens<br />

„Bauhaus“ hatte zwei unterschiedliche Funktionen. Einerseits erfuhren die Werke von<br />

bis dato unbekannten ehemaligen Bauhäuslern eine immense Aufwertung. Andererseits<br />

wurden die bereits in Weimar existierenden Bemü hungen zur Einbettung des<br />

Bauhauses in die zeitgenössische Avantgarde wieder aufgegriffen, indem z.B. Werke<br />

von Kirchner, Boccioni, Lissitzky oder Schwitters fü r das Bauhaus vereinnahmt wurden.<br />

So wurde sein Image als Kulminationspunkt der Klassischen Moderne manifestiert.<br />

Den enormen Prestigegewinn, den das historische Institut auf diese Weise erfuhr, legitimierte<br />

gleichzeitig die Arbeit des Archivs. Deshalb setzte Wingler alles daran, das<br />

Bauhaus-Archiv aus seinem Dornröschen-Schlaf zu befreien und eine angemessene<br />

Unterkunft fü r das Archiv zu finden. Da er bis Mitte der sechziger Jahre noch keinerlei<br />

aufsehenerregende Ergebnisse hatte vorweisen können, verwundern seine Probleme<br />

bei diesem Vorhaben keineswegs. Wingler hatte lediglich den Entwurf von Gropius in<br />

der Tasche, arbeitete aber ungeachtet aller Hindernisse zielstrebig auf dessen Umsetzung<br />

hin. Es war kein Zufall, daßerst nach Ende der spektakulären Stuttgarter Ausstellung<br />

50 jahre bauhaus, an deren Organisation Wingler beteiligt gewesen war, aus<br />

Berlin die definitive Anfrage nach Verlegung des Archivs kam, so daßWingler und<br />

Gropius nicht zögerten, die Gunst der Stunde zu nutzen. 296<br />

Das Archiv war in den sechziger Jahren vornehmlich damit beschäftigt, das historische<br />

Bauhaus Stü ck fü r Stü ck zu rekonstruieren, um sich eine Basis fü r die Weiterarbeit zu<br />

schaffen. Gropius nahm entscheidenden Einflußauf das Schema, nach dem diese<br />

„Rekonstruktion“ erfolgen sollte. Auf diese Weise wurde weniger der Legendenbildung<br />

entgegengewirkt als vielmehr den kursierenden Legenden eine weitere, durch das Archiv<br />

zur Realität erhobene Legende hinzugefü gt, deren Mittelpunkt Gropius bildete.<br />

Dieses in den sechziger Jahren propagierte Bauhaus-Bild wirkt teilweise bis heute<br />

nach.<br />

Der nicht allein vom Bauhaus-Grü nder häufig beschworene Bezug des Bauhauses zur<br />

Gegenwart war nur insofern Thema, als er den Realititätsbezug des Bauhaus-Archivs<br />

296<br />

„The time seems to be right to do something decisive for the Bauhaus-Archiv.“ Gropius,<br />

Walter: Brief an Wils Ebert vom 27.06.1968. [BHA]

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