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und ihre speziellen Verarbeitungstechniken determiniert waren, auch wenn in Hinblick<br />

auf eine industrielle Serienproduktion gearbeitet wurde. 572 Als Meyer mehrere Fächer<br />

in der „Ausbauwerkstatt“ zusammenfaßte und sie dem von Gropius proklamierten<br />

„Endziel Bau“ unterordnete, wendete er sich vom „Wie“ dem „Was“ zu. Von diesem<br />

Moment an wurde die Gestaltung nicht mehr durch das Ausgangsmaterial, sondern<br />

vom Endprodukt bestimmt, welches wiederum als Teil gesellschaftlicher und sozialer<br />

Systeme verstanden wurde, deren Paradigma es verstärkt zu berü cksichtigen galt.<br />

Bill modifizierte diesen Ansatz dahingehend, daßer die Vorrangstellung der Architektur<br />

auflöste. Die Abteilungen Information, Visuelle Kommunikation, Bauen 573 und<br />

Produktgestaltung wurden allesamt in den Dienst einer ü bergeordneten „Umweltgestaltung“<br />

gestellt. 574 Traditionell handwerklich geprägte Arbeitsgebiete wie Weberei<br />

oder Töpferei wurden bewußt ausgeklammert. Die offizielle Begrü ndung hierfü r wurde<br />

mit der Konzentration auf den Entwurf fü r die Industrie gegeben. 575 Darü ber hinaus<br />

wären jedoch auch die immensen Anschaffungskosten fü r die technische Ausstattung<br />

kaum darstellbar gewesen.<br />

Bills Konzeption sah vor, daßdie praktische Ausbildung in Kooperation mit der Industrie<br />

anhand von konkreten Entwurfsaufträgen erfolgen sollte, mit denen das komplexe<br />

Aufgabenspektrum der Gestaltungspraxis abgedeckt werden sollte. Es ist anzunehmen,<br />

daßBill in diesem Punkt seine eigenen Erfahrungen am Bauhaus verarbeitete.<br />

Die Hochschule unter Meyer hatte Ende der zwanziger Jahre eine enorme Produktivität<br />

erlangt, so daßviele Studenten konkrete Entwicklungsaufgaben erledigten. Durch die<br />

bereits 1925 gegrü ndete Bauhaus G.m.b.H. konnte das Bauhaus wie ein Wirtschaftsunternehmen<br />

agieren und zur Sicherung der Hochschulfinanzen beitragen. Auf dieser<br />

Grundlage wurden einerseits Lizenzen fü r die Serienproduktion von Bauhausentwü rfen<br />

verkauft, andererseits warb man mit Hilfe eines Musterkatalogs gezielt fü r Eigenpro-<br />

572<br />

573<br />

574<br />

575<br />

Damit orientierte sich Gropius an Werkstätten und Ausrü stungen, die er bei seiner Ankunft<br />

in Weimar vorgefunden hatte. So ü bernahm er die Steinbildhauerei und die anfänglich<br />

noch betriebene Buchbinderei-Werkstatt aus dem klassischen Repertoire der Weimarer<br />

Kunsthandwerkschule. – Vgl. dazu Weber, Klaus: Kunstwerk – Geistwerk – Handwerk. Die<br />

Werkstätten in den ersten Jahren des Bauhauses. In: Bothe / Hahn / von Tavel (Hrsg.),<br />

1994, S. 215-281.<br />

In den ersten Konzeptionen war noch eine Abteilung fü r Stadtbau enthalten gewesen, die<br />

jedoch nie realisiert wurde. Die Abteilung Visuelle Kommunikation wurde ab 1960 unterteilt<br />

in die Sektoren „Typo und Foto“ sowie „Film und Fernsehen“. Die Abteilung Information lief<br />

mit dem Studienjahr 1962/63 aus. Vgl. Seeling, 1984, S. 384 ff.<br />

Vgl. dazu Interview mit Max Bill. In: Lindinger (Hrsg.), ²1991, S. 65-68.<br />

Vgl. dazu auch Bonsiepe, 1965.

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