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fängliche Beschreibungen als „genossenschaftlich“ und „sozial engagiert“ erhielten<br />

dadurch eine dezidiert linke Konnotation. 190<br />

Bezeichnenderweise fanden sich in Winglers Vokabular auf Meyer bezogene Ausdrü<br />

cke, wie sie schon Gropius in seinen Tiraden gegen den Nachfolger verwendet<br />

hatte, etwa das Prädikat „Kleinbü rger“ oder der Vorwurf „sich ins gemachte Bett zu<br />

legen“. 191 Hier zeigte sich deutlich, wie eng der Gedankenaustausch zwischen dem<br />

Bauhaus-Grü nder und Wingler gewesen war.<br />

So nahm man es Meyer in der Bauhaus-Rezeption der sechziger Jahre persönlich<br />

ü bel, die Politisierung des Bauhauses geduldet und damit die endgü ltige Schließung<br />

durch die Nationalsozialisten vorbereitet zu haben. Meyers Umsiedlung in die Sowjetunion<br />

diente als Beleg fü r die bereits gefällten Urteile. Als politisch engagierte Persönlichkeit<br />

und erst recht als „Kommunist“ oder „Marxist“ wurde Meyer im dezidiert unpolitischen<br />

Bauhaus kein Platz zugestanden. Daran änderte auch nichts, daßdas Bauhaus<br />

selbst auf Gesellschaftsveränderung hingearbeitet hatte und oft genug als „kulturbolschewistisch“<br />

diffamiert worden war.<br />

Meyers Nachfolger Mies van der Rohe dagegen stellte Wingler anhand seiner Arbeiten,<br />

Entwü rfe und Projekte, die bereits in seiner Zeit vor dem Bauhaus-Direktorat entstanden<br />

waren, sehr umfassend und gut bebildert vor. Er rü hmte besonders die gestalterischen<br />

Arbeiten des Architekten, „die technisch und ästhetisch durchaus den<br />

Spitzenleistungen zuzuzählen sind.“ 192 Damit belegte Wingler Mies van der Rohes<br />

Kompetenz als Bauhaus-Direktor nicht nur als Architekt, sondern auch in Fragen der<br />

Gestaltung.<br />

Wingler setzte das Bauhaus unter dem letzten Bauhaus-Direktor von dem seines Vorgängers<br />

deutlich ab, mit der Begrü ndung, Mies van der Rohe habe vor allem dem allgemein<br />

vorherrschenden, von Meyer verschuldeten Chaos begegnen mü ssen.<br />

„Das Bauhaus charakterisierte sich unter Mies van der Rohe durch eine außerordentliche<br />

Arbeitsdisziplin, fü r die er selbst das Vorbild abgab. [...] Der<br />

Produktivbetrieb wurde zugunsten des Lehrprogramms einschneidend reduziert.“<br />

193<br />

190<br />

191<br />

192<br />

193<br />

„Meyers Arbeit war durch seine Aufgeschlossenheit fü r soziale Probleme und durch seine<br />

Neigung zum Genossenschaftlichen charakterisiert.“ – Ebenda, S. 389.<br />

Vgl. dazu vor allem Gropius, 1964.<br />

Wingler, 1962, S. 482.<br />

Ebenda, S. 480.

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