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hen und an Bildern herumpinseln, – einige nur insgeheim, [...] mit bösem Gewissen<br />

vielleicht, weil sie, anstatt ü ber moderne Klapptische [...] zu brü ten, von<br />

dem berü hmten Satz von Gropius ‚Kunst und Technik eine neue Einheit’ nur<br />

die Kunst behalten haben und die Technik Technik sein lassen.“ 621<br />

Schließlich bot die Kunst nach den rationalen Untersuchungen und naturwissenschaftlichen<br />

Berechnungen aktive Ausgleichsmöglichkeiten. Bill definierte rü ckblickend die<br />

„maladie de la peinture [am Bauhaus als] eine Art schleichende Sucht nach den verbotenen<br />

Frü chten“. 622 Aufgrund des ständigen Kontakts mit den kü nstlerischen<br />

Strömungen der Zeit, der nicht nur auf die Professoren beschränkt war, herrschte ein<br />

kreatives Klima, das die Studierenden zu eigenen Malversuchen animierte. Im Dezember<br />

1928 stellten sogar einige von ihnen als „junge Bauhaus-Maler“ ihre Werke im<br />

Halleschen Kunstverein aus; nicht wenige Studierende, die Ende der zwanziger Jahre<br />

am Bauhaus gewesen waren, widmeten sich nach ihrer Ausbildung hauptsächlich der<br />

freien Kunst. 623<br />

Bereits an diesem knappen Ü berblick wird deutlich, daßdie Kunst am Bauhaus keineswegs<br />

eine unangefochtene Stellung eingenommen hatte. Der Konflikt zwischen<br />

zweckfreier Kunst und rein anwendungsbezogener Gestaltung war insofern vorprogrammiert,<br />

als prinzipiell eine Transformation aller kreativer Energien in Gestaltung<br />

erwartet wurde, die nicht alle Bauhäusler uneingeschränkt leisten wollten. Trotz persönlicher<br />

und inhaltlicher Kontroversen blieben Klee, Kandinsky und Feininger dem<br />

Bauhaus bis in die dreißiger Jahre verbunden, so daßdie interessierten Studierenden<br />

von ihrer Präsenz profitierten. Auf diese Weise konnte sich eine „Enklave“ bilden, die<br />

unbeeindruckt von Gropius’ und Meyers offiziellem Kurs frei kü nstlerisch tätig war,<br />

ohne daßsie den Sinn der Bauhaus-Ausbildung in Frage gestellt hätte.<br />

205<br />

Als Bill die HfG in die Nachfolge der historischen Institution stellte, war ihm bewußt,<br />

daßdas Bauhaus in der Ö ffentlichkeit, wie in Kapitel 5.2.2. bereits dargestellt, vor allem<br />

als Kunstschule aufgefaßt wurde. Um Mißverständnissen vorzubeugen, betonte<br />

die Ulmer Hochschule fortwährend, daßan der HfG keine Maler oder Bildhauer ausgebildet<br />

wü rden:<br />

„Im Gegensatz zum Bauhaus, wo freie Malerei und Plastik noch als Lehrfach<br />

anerkannt wurden, wird in Ulm vor allem an der Lösung praktischer Aufgaben<br />

621<br />

622<br />

623<br />

Kállai, Ernst: Zehn Jahre Bauhaus [1930]. In: Wingler, Hans Maria: Das Bauhaus 1919-<br />

1933 Weimar Dessau Berlin. Köln, 1975, S. 169.<br />

Bill, Max: Einfü hrung. In: Kandinsky. Essays ü ber Kunst und Kü nstler. Hrsg. v. Max Bill.<br />

Bern, ³1973, S. 10.<br />

Darunter Fritz Winter, Hans Thiemann, Wols (Wolfgang Schulze) und Kurt Kranz.

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